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10.8.1975: Hitzewelle in ganz Europa
Paris: 35 Grad - Trinkwasserknappheit, Kopenhagen: 33 Grad - Ernteausfälle, Madrid: 37 Grad - Waldbrände, Köln: 36 Grad - über 70 Kreislaufzusammenbrüche.

Es war heiß an diesem 10. August 1975 - ganz Westeuropa stöhnte und ächzte im Glutofen. Vergleichbar war der Sommer nur mit den Jahren 1911, 1932 und 1947; auch damals waren Jahrhunderttemperaturen gemessen worden. In Deutschland wurden aber die Rekordwerte des Sommers 1947 nicht erreicht. Damals war das Quecksilber auf über 38 Grad gestiegen.

Für den Diplom-Meteorologen Wolfgang Bivour vom Deutschen Wetterdienst in Potsdam, ist der Sommer 1975 durchaus ein Ausnahmesommer: "Wenn man den gesamten Sommer betrachtet, dann war der Sommer 1975 schon recht warm, mit 18,7 Grad in Potsdam weit über dem Durchschnitt. Aber 1947 gab es schon einmal 19,2 Grad und 1992 war es gar ein Sommermittel von 19,9 Grad, das ist also wesentlich wärmer als wir im Mittel zu erwarten haben. Im Mittel haben wir im Sommer einen Wert von 17,3 Grad zu erwarten."

Das einzige Beständige ist das Unbeständige

Als Ursache der Hitze vom Nordkap bis nach Sizilien galt ein Azorenhoch riesigen Ausmaßes, das auch durch störende Tiefdruckgebiete nicht abgelenkt werden konnte und so mit Hochdruckkeilen ungewöhnlich weit nach Osten vorstieß. Ungehindert heizte die Sonne die Luft auf und aus östlichen und nördlichen Richtungen strömte warme Festlandsluft nach Deutschland und Westeuropa ein. Es bestätigte sich die Bauernregel: Weht im August der Wind aus Nord, ziehn die Schwalben noch lange nicht fort.

Doch ein Azorenhoch, so sagt man, sorgt nur alle zehn Jahre für einen Bilderbuchsommer. Ansonsten, so Wolfgang Bivour: "In unseren Breiten ist das einzige Beständige das Unbeständige, und normalerweise sind die Sommer nicht nur heiß und trocken, sondern der Wechsel zwischen Hochdruckgebieten, die einerseits Warmluft heranführen und den zyklonalen Wettergebieten, die von Westen her kühle Meeresluft heranführen, das ist ja das normale. Nicht nur im Sommer, sondern das ganze Jahr über, und deswegen müssen wir uns nicht wundern, wenn wir auch einmal einen verregneten Juli dazwischen haben. Wir sind in den letzten Jahren einfach verwöhnt worden durch die etwas wärmeren Sommer."

Ein kleiner Blick in die Wettergeschichte

Der heißeste Sommertag des 20. Jahrhunderts in Deutschland war allerdings der 27. Juli 1983. Im bayerischen Gärmersdorf wurden damals 40,2 Grad gemessen. Schnell waren damals und auch im Jahrhundertsommer 1994 die üblichen Untergangs- und Klima-Apokalyptiker mit ihren Warnungen zur Hand. Dies sei nur ein Vorhof der Treibhaushölle, prophezeiten sie. Schiere Orakelei entgegneten die Klimaforscher, die den vereinzelten Kapriolen keine Beweiskraft für einen Langzeittrend geben.

Ein Blick in die Wettergeschichte zeigt - beständig ist es in den vergangen Jahrhunderten zu Wetterkapriolen, zu Extremhitze und Extremkälte gekommen.


Autor: Jens Teschke
   
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