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7.8.1998: Anschläge in Kenia und Tansania
Der Bombenanschlag traf die kenianische Metropole Nairobi vollkommen unvorbereitet und mitten ins Herz. An einem Freitag Vormittag, mitten im belebten Geschäftsviertel, detonierte eine Autobombe. Ihre Wirkung hätte verheerender nicht sein können. Sie brachte Gebäudeteile zum Einsturz, ein vierstöckiges Bürohaus fiel komplett in sich zusammen. Die Trümmer trafen die benachbarte US-Botschaft und zwei vorbeifahrende Linienbusse, der Schutt begrub zufällig Anwesende unter sich.

Ausgelöst wurde die Explosion durch eine auf mindestens 800 Kilo geschätzte Autobombe. Sie detonierte vermutlich vor dem Hintereingang der Botschaft. Kenia, das zuvor eher durch ethnische Unruhen negativ in die Schlagzeilen geraten war, wurde jetzt Schauplatz eines Bombenanschlags.

Blindwütiger Terror auch in Tansania: Im Botschaftsviertel von Daressalam stürzte die Fassade der US-Vertretung ein, nachdem eine in einem Wasser-Tanklastwagen versteckte Bombe explodiert war.

Die traurige Bilanz: Insgesamt kamen bei den Anschlägen 224 Menschen ums Leben, über 5500 wurden verletzt, Beim größten Teil der Opfer handelte es sich um afrikanische Zivilisten in Nairobi.

Terroristischer Hintergrund

Fast zeitgleich detonierten an diesem Tag die Bomben in den beiden ostafrikanischen Nachbarländern. Und waren die Hintermänner zunächst unklar, bestand über das eigentliche Ziel der Anschläge kein Zweifel. Die Botschaften der USA lagen jeweils in unmittelbarer Nähe des Tatorts.

Ein Sprecher von US-Präsident Bill Clinton bemerkte, die Anschläge schienen "sehr gut koordiniert und eindeutig nicht das Werk von Amateuren gewesen zu sein." Das US-Außenministerium erklärte noch am Tag des Anschlags: "Angesichts des Zeitpunkts und der Ziele sind wir sicher, dass terroristische Angriffe dahinterstecken." Schnell verbreiteten sich Gerüchte über "arabisch aussehende Männer" am Tatort.

Doch wer genau waren die Täter? Was war ihr Motiv?

Ein Bekennerschreiben der "Armee zur Befreiung der islamischen Heiligtümer" brachte wenig Klarheit. Schließlich war sie bisher nicht in Erscheinung getreten. Aus den mit weiteren Anschlagsdrohungen verbundenen Forderungen ließ sich ablesen: Die Anschläge richteten sich gegen die Vereinigten Staaten, gegen das Engagement der USA für Israel wie auch gegen ihre Präsenz in der islamischen Welt.

Als eigentlicher Drahtzieher im Hintergrund wurde der islamische Extremist Osama Bin Laden mit seiner Terrororganisation El Kaida vermutet. Ein US-Regierungsvertreter: "Er hat das Geld, er hat die Organisation, und seine Leute operieren im gesamten Nahen Osten und ganz Afrika."

Vier seiner Gefolgsleute verurteilte ein New Yorker Gericht zwischen Juni und Oktober 2001 zu lebenslanger Haft. Einer von ihnen gab an, seine Ausbildung in einem der islamischen Trainingslager in Afghanistan erhalten zu haben. Einige dieser Lager würden von bin Laden finanziert. Der Freitag sei als Tag des Anschlags gewählt worden, um sicherzugehen, dass sich möglichst wenige gläubige Moslems am Tatort aufhalten.

Die militärische Reaktion der USA erfolgte knapp zwei Wochen nach dem Anschlag: "Heute haben wir zurückgeschlagen", so US-Präsident Bill Clinton zu dem Cruise-Missiles-Angriff auf mutmaßliche Stützpunkte islamischer Terroristen in Afghanistan sowie auf eine Chemieanlage im Sudan. Laut US-Regierung handelte es sich um eine der "aktivsten Terroristenbasen der Welt. Die US-Angriffe richten sich nicht gegen den Islam, sondern gegen die Mörder, die im Namen des Islam handeln."

Anti-amerikanisches Konfliktpotential

Bereits mehrfach waren US-Botschaften das Ziel terroristischer Anschläge, vor allem im Nahen Osten. Doch der 7. August 1998 war der Tag der bislang blutigsten Anschläge seit 15 Jahren.

Die El-Kaida-Organisation bin Ladens rief den "Krieg gegen Amerika" aus. Selbstmord-Attentäter richten die anti-amerikanischen Terrorakte gegen Ziele mit hohem Symbolwert und unter Inkaufnahme des Todes Unbeteiligter. Die Anschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington stellten dieses Muster erneut erschreckend unter Beweis.


Autorin: Stefanie Golm
   
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