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6.8.1932: Die erste deutsche Autobahn
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Zu Beginn der Ferienzeit spielen sich auf deutschen Autobahnen immer wieder die gleichen Szenen ab: In kilometerlangen Staus quälen sich Autofahrer über die Hauptverkehrsadern der Republik. Nichts geht mehr! Das war nicht immer so. Als am 6. August 1932 die erste öffentliche Autobahn Deutschlands zwischen Köln und Bonn eingeweiht wird, steht das Wort "Autobahn" noch für Fortschritt und Mobilität.

Der damalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer schreibt über das Ereignis in der "Kölnischen Zeitung": "Dass diese verkehrstechnische Neuerung, deren Inbetriebnahme einen neuen Zeitabschnitt in der deutschen Verkehrswirtschaft einleitet, ihren Ausgang in Köln nimmt, darf in uns das Gefühl des Stolzes und der Befriedigung wecken."

Handlungsbedarf

Der Bau der ersten Autobahn ist allerdings nicht nur ein Prestigeobjekt für Köln. Ihre Entstehung ist eng verknüpft mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten, in denen sich Deutschland durch die weltweite Wirtschaftkrise der 1920er-Jahre befindet. Der Kölner Historiker Dr. Ulrich Soénius hat sich intensiv mit der Geschichte der Autobahn befasst, er sagte dazu: "Der Bau und die Eröffnung der Autobahn A 555 zwischen Köln und Bonn war ein wirtschaftspolitisches Instrument. Damals, Ende der 1920er-Jahre, war die Zahl der Arbeitslosen relativ hoch. Der Erfinder, oder die Erfinder, der Autobahn hatten die Idee gehabt mit dieser Straße, mit dieser neuen Straße, auch erst mal Leuten Arbeit zu geben. Und der zweite Grund war die Verbesserung der Verkehrssituation im Rheinland."

Der zunehmenden Motorisierung sind die bis dahin bestehenden Straßen nicht mehr gewachsen. Der Landeshauptmann der Rheinprovinz Johannes Horion sieht deshalb in den 1920er-Jahren dringenden Handlungsbedarf. Insbesondere die Verkehrssituation zwischen Bonn und Köln ist angespannt. Dazu erläuterte Dr. Ulrich Soénius: "In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg nahm die Motorisierung zu, nicht nur für das Auto, sondern auch gerade für die Lastkraftwagen, insbesondere dann auch für die Motorräder. Und viele von diesen Autos mussten sich durch sehr, sehr enge Strassen zwischen Bonn und Köln zwängen, weil die alte Bonner Landstrasse gerade in Wesseling, in Hersel und in Godorf eine sehr enge, kleine Strasse war und diese Strassen konnten den Verkehr gar nicht mehr aufnehmen."

Kraftwagenstraße und "Nur-Autostraße"

Die Arbeiten an der Straße werden im Herbst 1929 begonnen und enden im Sommer 1932. Es entsteht eine 20 Kilometer lange Strasse. Offiziell eingeweiht wird sie von Kölns Oberbürgermeister Konrad Adenauer am 6. August 1932 am Rande einer vom ADAC veranstalteten Sternfahrt.

Die "Kölnische Zeitung" berichtet einen Tag später in ihrer Ausgabe von den Feierlichkeiten: "Fahnen und Girlanden schmücken das Rund des Verteilerkreises für die Kraftwagenstraße, die sich als breites grauleuchtendes Verkehrsband mit leichter Steigung gegen den Horizont abhebt; die heute aus ganz Deutschland und dem Ausland erwarteten Teilnehmer der ADAC-Strahlenfahrt grüßt ein buntes Schild mit der Aufschrift: Ziel. Der Rundfunk hat seine Mikrophone aufgestellt. über die Straßenbreite ist das grüne Eröffnungsband gespannt."

Am 8. August wird die Autobahn für den allgemeinen Verkehr freigegeben. Die neue Kraftwagenstraße erfreut sich schnell großer Beliebtheit, wie Dr. Ulrich Soénius beschreibt: "Direkt nach der Eröffnung war die Autobahn schon viel befahren, in unserem heutigen Verständnis heißt viel befahren: da kam alle paar Minuten mal ein Auto vorbei, denn so viele Autos gab es auch gar nicht - und es war eine "Nur-Autostraße". Andere durften auch gar nicht fahren - auch Motorräder nicht."

Autobahnen - Straßen des Führers?

Die Nationalsozialisten lehnen die Autobahn zunächst als "Luxusstraße" ab. Als sie 1933 an die Macht kommen, treiben sie den Autobahnbau jedoch voran. Fortan gilt die Autobahn als "von Adolf Hitler erdacht, entworfen und gestaltet". In der Propaganda der Nationalsozialisten werden die Autobahnen zu "Straßen des Führers". Auch lange nach dem Zweiten Weltkrieg halten viele Deutsche diese Propagandalüge für die Wahrheit. Erst ab den 1980er-Jahren erinnern Filme und das Fernsehen daran, dass es ein gewisser Konrad Adenauer war, der die erste öffentliche Autobahn Deutschlands einweihte.


   
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