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9.8.1974: Nixon tritt zurück
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"Ich bin kein Gauner." Mit diesem Worten verteidigte US-Präsident Richard Nixon 1974 seine Ehre, während seine Regierung trotz einer überzeugenden Wiederwahl im Strudel des Watergate-Skandals unterzugehen drohte. Es war ein verzweifelter Versuch.

Begonnen hatte es alles mit einem Einbruch im Büro der oppositionellen demokratischen Partei im so genannten Watergate-Gebäude in Washington. Vertraute des Präsidenten hatten - wie sich später herausstellte mit dessen Wissen - Unterlagen der politischen Gegner entwendet. Was daraus entstand, war ein Netz von Lügen und Vertuschungsversuchen, dessen Fäden nahezu allesamt bis ins ovale Büro des Präsidenten im Weissen Haus führten.

Am 9. August 1974 war klar, für Präsident Richard Nixon gab es nur noch eine Möglichkeit, der Aufhebung seiner Immunität durch den US-amerikanischen Kongress und einer Strafverfolgung zu entgehen: In einer Fernsehansprache kündigte Nixon am Abend des 9. August seinen Rücktritt an. Gerald Ford, der Vizepräsident sollte das Amt des Präsidenten übernehmen. Dieser würde später eine Amnestie für Nixon erlassen, die diesen vor weiteren rechtlichen Konsequenzen der Watergate Affäre bewahrte.

Henry Kissinger, der damalige nationale Sicherheitsberater und einer der engsten Vertrauten Nixons erinnert sich: "Er machte unglaublich viele Dummheiten und Fehler und unangenehme Sachen, die heute der Komplex Watergate sind. Watergate, wenn man es analysiert, ist eine Abfolge von kleinlichen Dummheiten, die keinen großen Credit für Nixon darstellen. Meiner Ansicht nach ist er zu hart bestraft worden für das, was er getan hat. Er hatte es (aber) verdient, bestraft zu werden. "Enemies List" im White House - diese Liste der Feinde im Weißen Haus - es war eine unglaubliche Dummheit "enemies list" darauf zuschreiben! Jedes Weiße Haus hat eine Liste von Leuten, die nicht zu Staats-Dinners eingeladen werden, und das war diese Liste. Die haben "enemies list" darauf geschrieben. Dumm! Andere Dinge, die sie machten, waren schlimmer als dumm!"

Richard Nixons Rücktritt war ein beinahe symbolisches Ende für eine der widersprüchlichsten politischen Karrieren und Persönlichkeiten der US-amerikanischen Geschichte. Richard Milhous Nixon hatte sich aus relativ bescheidenen Verhältnissen hochgearbeitet in den mächtigsten Job der Welt.

Doch das Mistrauen gegenüber dem Establishment der US-amerikanischen Politik hatte er nie verloren. Er zog sich oft zurück, gab sich ausgedehnten Trinkgelagen hin und versammelte nur einen ganz kleinen Kreis von Freunden und Beratern um sich. Seine Gegner und später auch manch ein Historiker meinten, sein Misstrauen habe beinahe einem politischen Verfolgungswahn geglichen.

Im Watergate-Skandal wurde es ihm zum Verhängnis. Der Präsident, der Angst vor dem politischen System hatte, versuchte es zu umgehen, nur um seine Angst gerechtfertigt zu sehen.

Henry Kissinger drückt das so aus: "Es wäre besser für Nixon gewesen, wenn er ganz zu Anfang gesagt hätte, was genau geschehen war, dass er es untersuchen würde und dass er jemanden, einen geachteten Rechtsanwalt dazurufen würde, den Mist zu beseitigen. Das hätte er tun sollen. Er hat Riesenfehler in der Behandlung (der Affäre) gemacht. Es wäre viel besser gewesen, wenn er alles gesagt hätte, was er wusste und einige Leute aus seiner Umgebung entfernt hätte."

Nach seinem Rücktritt wurde Richard Nixon jahrzehntelang vom politischen Establishment gemieden. Der einzige US-Präsident, der sein Amt räumen musste, war ein einsamer Mann, von dem lange niemand mehr etwas wissen wollte. Er war der einzige ehemalige US-Präsident, der auf jeglichen Polizeischutz verzichtete.

Erst im hohen Alter erinnerten sich manche wieder an die außenpolitische Expertise des Mannes, der die Annäherung an die Sowjetunion und China begonnen und der das US-Engagement im Vietnamkrieg beendet hatte.

"Präsident Nixon verstand mehr von Außenpolitik, als meiner Ansicht nach irgend ein anderer Präsident der Nachkriegsgeschichte."

Richard Milhous Nixon starb am 22. April 1994 im Alter von 81 Jahren.

Autor: Robert Bur
   
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