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6.8.1813: Bolivar befreit Caracas
Simón Bolívar - "El Liberatador", der spätere Befreier Spanisch-Amerikas, 1783 in Caracas geboren, hatte sein Offizierspatent als nicht einmal 16-jähriger Jüngling auf Vermittlung seines älteren Bruders erhalten. Als Leutnant der königlich-spanischen Armee unternahm der Sohn einer aristokratischen Creolen-Familie, in dessen Stammbaum sich die Namen der 60 vornehmsten Familien Venezuelas und Neu-Granadas ebenso finden wie indianisches und afro-amerikanisches Blut, im März 1799 eine siebenjährige Bildungsreise nach Europa.

In deren Verlauf heiratete er als 19-jähriger in Madrid Maria Theresa Rodriguez de Toro, die zwar in Madrid geboren, aber wie er in Caracas aufgewachsen war. Doch das Glück des jungen Paares währte nur wenige Monate, weil Maria Theresa schon im Januar 1803 an einem bösartigen Fieber starb. Bolívars kritischer Biograf, der Spanier Salvador de Madariaga, knüpft an den Tod seiner jungen Frau die Überlegung:

Salvador de Madariaga: "Wäre Theresa am Leben geblieben, so hätte Simón Bolívar vielleicht den Anschluss an sein innerstes Wesen gefunden, hätte den freien Fluss wahrer Überzeugungen und Traditionen in die Kanäle seines klaren Verstandes wieder hergestellt."

Bolívar selbst bestätigte diese Überlegung Madariaga später in einem Gespräch mit einem Freund, in dem er feststellte:

Bolívar: "Wäre ich nicht Witwer geworden, so hätte mein Leben ganz anders aussehen können. Dann wäre ich jetzt weder der General Bolívar noch der Libertador. Wiewohl ich zugebe, dass mein Charakter nicht dazu angetan ist, sich als Bürgermeister von San Mateo zufrieden zu geben."

Als Witwer, als Offizier der spanischen Armee und als glühender Anhänger der Ideen Rousseaus und der französischen Revolution kehrte Simón Bolívar Anfang 1807 nach Caracas zurück. An seinem 25. Geburtstag, am 24. Juli 1808, beschließt Bolívar, dem monarchistischen Spanien den Krieg zu erklären.

Seine Heimatstadt Caracas ist schließlich eine der ersten Städte Spanisch-Amerikas, die am 19. April 1810 ihre Unabhängigkeit von Spanien proklamiert. Damit beginnt ein 15-jähriger grausamer Bürgerkrieg, dessen Verlauf wesentlich von Simón Bolívar beeinflusst werden sollte. Dessen praktische militärische Karriere beginnt allerdings mit einer peinlichen Niederlage:

Als Oberst und Kommandant des strategisch wichtigen Karibikhafens Puerto Cabello muss er am 12. Juli 1812 vor den anstürmenden Spaniern kapitulieren, obwohl er sich persönlich durchaus tapfer und umsichtig verhält. Doch seine militärische Erfahrung reicht noch nicht aus, um die Festung zu halten.

Er nimmt sich die Niederlage so zu Herzen, dass er selbst seine Degradierung vorschlägt. Innerlich hat er aber längst beschlossen, aus seinen Fehlern zu lernen. Ein gutes Jahr später - am 6. August 1813 - erhält er mit der Rückeroberung seiner Heimatstadt Caracas, die kurz nach dem Fall von Puerto Cabello vom spanischen Heer unter seinem damaligen Oberbefehlshaber Monteverde eingenommen worden war, eine glänzende Gelegenheit zur Rehabilitierung.

Salvador de Madariaga schreibt über den Bolívar des Sommers 1813: "Bolívars überragende Verdienste waren damals seine Energie, seine Zielstrebigkeit, Beharrlichkeit und Schnelligkeit, seine klare Planung und Entschluss-Freudigkeit."

Außerdem hatte er es verstanden, Falschmeldungen über seine Truppenstärke so geschickt zu streuen, dass die Royalisten glaubten, er verfüge über 17.000 Mann - etwa das Zehnfache dessen, was er tatsächlich besaß. Er war 30 Jahre und dreizehn Tage alt, als Simón Bolívar am 6. August 1813 als Triumphator in Caracas einzog.

Es sollte freilich noch acht weitere Jahre und zahlreiche Rückschläge kosten, bis sein zweiter und endgültiger Einmarsch in Caracas dem Sieg über die Spanier im Norden des südamerikanischen Subkontinents sicherstellen sollte. Und zwölf Jahre sogar dauerte es noch, bis der letzte spanische Soldat entwaffnet war oder den amerikanischen Kontinent verlassen hatte.

Sein großer Traum, eine Konföderation aller Länder Spanisch-Amerikas zu bilden, erfüllte sich weder in der kurzen Spanne seines Lebens - Simón Bolívar starb am 17. Dezember 1830 im Alter von 47 Jahren - noch in den 17 Jahrzehnten danach.

Autor: Norbert Ahrens
   
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