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9.8.1900: Erstes Davis-Cup-Finale |
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Ein Tennisturnier. Vier Einzel, ein Doppel an drei aufeinander folgenden Tagen. Zwei bis vier Spieler pro Mannschaft, eine Mannschaft pro Land. Für die Siegermannschaft ein silberner Cup, 18 Kilogramm schwer, benannt nach seinem Stifter Dwight Filley Davis.
Dr. Karlheinz Wiegmann, Leiter des Deutschen Sport und Olympiamuseums, Köln: "Der Davis-Cup hat eine Ausnahmestellung, weil er ein Mannschafts-Wettkampf ist und ein Mannschafts-Wettkampf der Nationalmannschaften. Das heißt, man spielt halt nicht gegen den individuellen Gegner, sondern zum Beispiel England gegen die USA oder Deutschland. Und dadurch gewinnt er schon eine gewisse Bedeutung. Und ich würde sagen, vom Wert in der Tenniswelt kommt er sicher gleich hinter den Wimbledon-Turnieren."
Dr. Karlheinz Wiegmann leitet das Deutsche Sport- und Olympiamuseum in Köln. Dort steht eine Nachbildung des Davis-Cups. Die elegante Schale sieht nicht wie ein Sportpokal, sondern eher wie ein ziselierter Tafelaufsatz aus. Für 750 Dollar, umgerechnet über 20.000 DM, lässt ihn Dwight Filley Davis im Jahr 1900 bei einem Bostoner Juwelier anfertigen. Er kann es sich erlauben. Der 20-jährige Jurastudent und Tenniscrack stammt aus aller erster US-amerikanischer Familie.
Dr. Karlheinz Wiegmann: "Der Tennisspieler galt als Gentleman. Tennis war sehr vornehm. Auch die Damen gingen um die Jahrhundertwende dazu über, die ursprünglich bunten Kleider, die sie zum Spielen trugen, hin zum vornehmen Weiß abzuändern. Das war auch zu jener Zeit gewesen."
In vornehmes Weiß gekleidet, korrekt mit langer Hose, Hemd und Krawatte, gewinnt Dwight Filley Davis seit 1895 Tennismatches. Geboren 1879 in St. Louis, Missouri, spielt er sich neben Schule und Harvard-Studium bis auf den zweiten Platz der amerikanischen Tennis-Rangliste. Er ist groß, dunkelhaarig und durchtrainiert. Der "Wirbelsturm", wie ihn seine Mitspieler nennen, wird nicht nur für seinen Aufschlag geliebt.
Dr. Karlheinz Wiegmann: "Tennisspieler galten damals als gute Partien. Sie waren einerseits gut betucht, andererseits als Sportler auch wohl gebaut. Und die Tennisturniere waren nicht zuletzt Orte, wo viele junge Damen hinkamen, um dort nicht zuletzt den Mann ihrer Träume zu finden."
So auch die Südstaaten-Schönheit Helen Brook. Sie jubelt ihrem späteren Ehemann Dwight Filley Davis zu, als er am 9. August 1900 im Longwood Cricket Club in Boston zum Finale des Turniers aufschlägt, das seinen Namen trägt. Der Erfolg von Sportwettkämpfen zwischen Universitäten hat ihn inspiriert. Sein Tenniswettbewerb ist kein Spiel Mann gegen Mann, sondern Nation gegen Nation.
Dr. Karlheinz Wiegmann: "Das Regelwerk war zunächst im Rahmen des Wimbledon-Turniers kodifiziert worden um 1870 herum. In den Folgejahren wurde es noch ein wenig verändert und stand um die Jahrhundertwende bereits in der Grundstruktur fest, die bis heute überliefert wurde."
Zweimal gewinnt Dwight Filley Davis zusammen mit seinen US-amerikanischen Teamkollegen seinen eigenen Pokal für die USA. Dann beendet er seine Sportlerkarriere zugunsten einer Diplomatenlaufbahn. Dem Tennissport bleibt Dwight Filley Davis bis zu seinem Tod im Jahr 1945 als Förderer und Berater verbunden.
Dr. Karlheinz Wiegmann: "Er hat einen Wettbewerb geschaffen, der bis heute auch außerhalb der Tenniswelt einen sehr wohlklingenden Namen hat und der auch für jeden Sportler einen sehr großen Anreiz hat. Ich glaube, jeder junge Tennisspieler träumt davon, einmal in Wimbledon zu gewinnen, aber auch davon, einmal den Davis-Cup zu gewinnen."
90 Mal ist das Davis-Cup Turnier bis 2001 ausgetragen worden, 31 Mal gewonnen von seinem Heimatland USA. Deutschland beteiligt sich erst seit 1913 an dem Nationenwettbewerb. Und in den Jahren 1988, 1989 und 1993 holen Teams um Boris Becker und Michael Stich die Silberschale auch einmal nach Deutschland. Dort erinnert eine Replik bis heute an den Stifter Dwight Filley Davis.
Autorin: Catrin Möderler |
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