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12.8.1960: Nachrichtensatellit "Echo I"
Cape Canaveral am 12. August 1960: Eine Rakete vom Typ "Thor Delta" startet zu ihrer Mission. Die zweistufige Trägerrakete misst eine Länge von rund 25 Metern und hat eine Nutzlast von 100 Kilogramm. An Bord der "Thor Delta" befindet sich "Echo IA".

Der erste passive Nachrichtensatellit der Menschheit wird ins All katapultiert. Es ist bereits der zweite Versuch, drei Monate zuvor scheitert die erste Mission von "Echo I". Der Verlust eines Satelliten ist damals nicht ungewöhnlich. Ende der 1950er, Anfang der 1960er-Jahre verzeichnet die NASA eine Verlustrate von teilweise bis zu 50 Prozent.

Mit dem erfolgreichen Start von "Echo IA" ist der Misserfolg von vergangenem Mai schnell vergessen. Die "Thor Delta" Rakete bringt den 76 Kilogramm schweren Satelliten in eine Höhe von 650 Kilometern. Erst im Weltraum entfaltet "Echo IA, der von nun an "Echo I" genannt wird, seine ganze Größe. Er bläst sich selber auf und nimmt die Form eines Ballons an.

Ein künstlicher Mond mit dem Durchmesser von anfänglich 30,5 Metern. Die Kunststoffhülle von "Echo I" ist von einer hauchdünnen Schicht Aluminium überzogen. Der silberne Ballon gelangt auf eine elliptische Bahn, die zwischen 1500 und 1700 Kilometern über der Erde schwankt.

Seiner enormen Größe wegen ist er vom Erdboden aus gut zu erkennen. Weltweit, also nicht nur in deutschen Zeitungen, werden die Überflugzeiten angegeben. Millionen von Menschen sehen "Echo I".

Der außergewöhnliche Satellit dient aber nicht nur der globalen Belustigung. Seine Hauptaufgabe ist das übermitteln von Nachrichten. "Echo I" ist ein passiver Satellit, das heißt er hatte kein technisches Gerät an Bord, sieht man von einem kleinen Sender ab, der dazu dient, die Entfernung von der Erdoberfläche zu messen.

Der Nachrichtensatellit "Echo I" lebt von seiner riesigen Aluminiumhülle. Diese funktioniert wie ein Reflektor, die die von der Erde ausgesandten Strahlen, an andere Stelle zurückschickt. Der Wirkungsgrad sei bescheiden, meint Professor Udo Renner vom Lehrstuhl für Luft- und Raumfahrttechnik an der Technischen Universität Berlin.

Renner: "Es ist im Prinzip wie ein Radarsignal. Es ist ein Spiegel, allerdings ein sehr ineffizienter, weil er nach außen gewölbt ist. Und der reflektiert in alle Himmelsrichtungen, und nur einen ganz kleinen Teil dahin, wo es hingehört. Das heißt, man muss beim Senden und Empfangen riesige Antennen einsetzten, und das geht im Prinzip als Experiment, aber für den praktischen Hausgebrauch ist es natürlich viel zu aufwendig."

Natürlich gerät "Echo I" auch in den interstellaren Wettlauf der Supermächte USA und Sowjetunion. Wenige Wochen nachdem sich der Ballon aufgeblasen hat, setzt US-Präsident Eisenhower zum ersten transatlantischen über Satellit geführten Telefonat an. Während "Echo I" mit 25.000 Stundenkilometer über die Erde zieht, reflektiert der Ballon unter anderem folgende Worte des Präsidenten:

Eisenhower: "Es ist eine große, persönliche Befriedigung an diesem ersten Kommunikationsexperiment mit dem Ballonsatelliten Echo I teilzunehmen. Dies ist ein weiterer bedeutender Schritt für das US Programm zur Erforschung und Erkundung des Weltalls. Das Programm wird von den USA energisch fortgesetzt - in friedlichem Gedanken und zum Wohle der gesamten Menschheit."

Die Ansprache des Präsidenten ist, glaubt man der Fachliteratur, in guter Qualität übermittelt worden. Aber nicht nur in Sachen Telekommunikation erhoffen sich die NASA Wissenschaftler weitere Aufschlüsse, mit "Echo I" sollen auch Erkenntnisse gesammelt werden über die Zusammenhänge von Bremswirkung, Reibung und Luftdichte.

Ein zweiter Ballonsatellit wird entwickelt. 1964 schickt die NASA "Echo II" in die Erdumlaufbahn. Der Nachfolger hat eine stärkere Außenhaut und ist mit 40 Metern Durchmesser um einiges größer als "Echo I". Trotzdem, es bleibt eine kurze Ära der passiven Ballonsatelliten. Meteoriteneinschläge setzen den empfindlichen Hüllen zu, durchlöcherten sie und deformieren die Ballone. Bald sind sie nicht mehr kugelrund, sonder nehmen die Form eine Pflaume ein. "Echo I" und "Echo II" werden nach wenigen Jahren abgeschrieben, anders als die heutigen Satelliten. Noch einmal Professor Udo Renner von der TU Berlin:

"Ein Satellit heute hat eine Lebensdauer von 15 bis 17 Jahren - typischerweise. Die Begrenzung kommt einmal vom Treibstoff. Man muss seine Bahn dort oben immer wieder korrigieren, das kostet Treibstoff. Und umgekehrt veraltet auch irgendwann einmal die Technologie. Es war früher fünf bis sieben Jahre und ist mittlerweile angewachsen auf 15 bis 17 Jahre, scheint aber ein bisschen in die Sättigung zu kommen jetzt."

"Echo I" und "Echo II" werden ganze acht bzw. fünf Jahre alt. Am Schluss sind die reflektierten Signale der beiden Ballone kaum noch zu vernehmen, wegen der enormen Deformierung. Am 24. Mai 1968 dringt "Echo I" in die Erdatmosphäre ein und verglüht, ein Jahr später folgt "Echo II". Für Millionen von Menschen bleibt deshalb nur die Erinnerung an die künstlichen, silbernen Monde.

Autor: Oliver Ramme
   
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