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12.3.1930: Gandhi beginnt "Salzmarsch"
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Am 12. März 1930 hatte sich Mahatma Gandhi mit einer Schar von Mitstreitern aus seinem Ashram auf den rund 200 Meilen langen Weg zum Meer gemacht. 24 Tage sollte dieser "Salzmarsch" dauern, dem sich unterwegs mehrere tausend Männer und Frauen aus ganz Indien anschlossen.

Ein Machtbeweis, der mehr als nur symbolischen Wert hatte. Dass die britische Kolonialregierung die Förderung und den Verkauf von Salz monopolisiert hatte, traf besonders die arme Landbevölkerung, die wegen der körperlichen Arbeit unter sengender Sonne den höchsten Salzbedarf hatte.

Gerechtigkeit und Gewaltlosigkeit

Gandhi war nicht einfach ein Nationalist, der nach der Unabhängigkeit Indiens strebte. Die soziale Komponente seines Salzmarsches machte deutlich: Hier kämpfte jemand um Gerechtigkeit auf einer weiter gefassteren, höheren Ebene. Zentral bei Gandhi war seine Ablehnung der Gewalt. Mit zivilem Ungehorsam wollte er auf die Ungerechtigkeiten in der Verwaltung und Gesetzgebung der Kolonialherrscher hinweisen. Nicht nur die restliche Welt, auch die Briten selbst sollten aufgerüttelt werden. "Mein Ehrgeiz geht nur dahin", sagte Gandhi einmal, "das englische Volk durch Gewaltlosigkeit davon zu überzeugen, dass man dem indischen Volk Unrecht tut."

Die Engländer zu erniedrigen, sie gar an den Pranger zu stellen, entsprach nicht seiner Absicht. Doch hielt er für notwendig, gleichsam einen heilsamen Schock bei denen hervorzurufen, die die britische Kolonialpolitik immer noch für moralisch unangreifbar hielten.

Nachdem in der Folge des Salzmarsches Gandhi selbst und über 50.000 seiner Gefolgsleute verhaftet worden waren, kam es bei der versuchten Besetzung der Dharsana Salzwerke zur vorbildlichen, aber umso schmerzhafteren Demonstration gewaltlosen Widerstands. 2.500 Inder ließen sich von einer Minderheit britischer Wachsoldaten niederknüppeln, ohne sich zu wehren.

Unabhängigkeit Indiens

Bis zur wirklichen Unabhängigkeit Indiens sollten noch 17 weitere Jahre vergehen. Nachdem England aus dem Zweiten Weltkrieg nur mit Mühe als Sieger hervorgegangen war, wollte man sich nicht in einen neuerlichen Konflikt in Indien einlassen. Am 15. August 1947 wurde die Unabhängigkeit erklärt.

So lange hatte Indien warten müssen, doch nun kam die Unabhängigkeit zu schnell - meinte jedenfalls Gandhi. Denn noch zu groß waren die inneren Unterschiede: zwischen Stadt und Land, Moslems und Hindus, und bei den Hindus im Kastenwesen. Indien sollte unabhängig werden, war aber noch keine einige Nation, warnte Gandhi. Immer wieder fastete er bis zur Grenze des eigenen Todes, um sein eigenes Volk miteinander zu versöhnen.

Die Verehrung für den "Mahatma" war zwar groß, doch auch er konnte nicht die Spaltung in einen pakistanischen und einen indischen Staat verhindern. Wenig später wurde er Opfer eines Attentats. Gandhi hatte sich einmal gewünscht, dass die Menschen lieber in seine Fußstapfen treten sollten, als ihm die Füße zu küssen. Ein auch heute noch aktueller Wunsch, denn bis heute sind die Konflikte auf dem indischen Subkontinent nicht ausgestanden.


Autor: Dirk Stroschein
   
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