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12.1.1881: Erstes Fernsprechamt Deutschlands
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Einer österreichischen Studie zufolge tragen die meisten Menschen gerne drei Dinge immer und überall in der Tasche: Schlüssel, Portemonnaie - und Handy. Die fernmündliche und sogar mobile Kommunikation ist mittlerweile so selbstverständlich wie Essen und Trinken. So ist es fast unvorstellbar, dass das Telefon bei seiner Einführung in Deutschland alles andere als beliebt war.

Unhandlich

1881 will Reichsgeneralpostmeister Heinrich von Stephan allen Deutschen den von dem US-Amerikaner Graham Bell entwickelten Fernsprecher zur Verfügung stellen. Das Gerät ist jedoch alles andere als handlich: Es hatte weder Tasten noch eine Wählscheibe. Einen 800 Gramm schweren Hörer, und ein gleiches Teil, das als Mikrophon eingebaut war. Alles in einem Gehäuse.

Kompliziert

Die technischen Voraussetzungen für ein Telefonnetz in Berlin hat der Reichsgeneralpostmeister geschaffen, eine Fernsprechstelle soll die ersten privaten Fernsprechteilnehmer miteinander verbinden. Die Bedienungsanleitung schreibt vor: "Der Teilnehmer weckt zunächst die Vermittelungsanstalt, indem er kurze Zeit (zwei bis drei Sekunden lang) gegen den Knopf A drückt, hebt hierauf den Fernsprecher B vom Haken C und hält ihn mit der Schallöffnung gegen das Ohr."

Dass die Deutschen wenig Interesse am Telefonieren zeigen, liegt aber nicht nur an der komplizierten Technik. Die Menschen erkennen einfach nicht, welchen Nutzen dieses "Fernsprechen" für sie haben sollte. Alles nur amerikanischer Schwindel und Humbug, so etwas könne es gar nicht geben.

Teuer

Die erste deutsche Fernsprechstelle nimmt am 12. Januar 1881 in der Französischen Straße 33 probehalber ihren Betrieb auf. Gerade einmal acht Personen nehmen teil. Die neue Technologie ist teuer: 200 Mark pro Jahr kostet ein privater Anschluss. Für den Normalverdiener von damals ist diese Summe unerschwinglich, zum Vergleich: ein eleganter Herrenanzug kostet durchschnittlich um die 50 Mark. So sind es nur einige Berliner Wohlhabende, die zum Hörer greifen. Doch die Vorteile des Telefons überzeugen die Menschen allmählich.

Und doch: Ein Erfolg

Als im April 1881 das Fernsprechamt ganz offiziell in Betrieb geht, haben bereits 48 Berliner die Sache mit dem "Haken C" und dem "Fernsprecher B" begriffen. Fasziniert lauschen sie dem Fräulein vom Amt. 1889 werden bereits über 15.000 Teilnehmer vermittelt - und bis in die 1950er-Jahre gehört das Fräulein vom Amt zum deutschen Telefonalltag. Erst dann setzt sich der Selbstwählbetrieb durch.


 
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