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13.3.1925: Gesetz gegen Darwins Evolutionstheorie |
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Lehrern, die ab 1925 gegen den "Butler Act" verstoßen, drohen Geldstrafen zwischen 100 und 500 Dollar. Nicht alle Teile von Darwins Evolutionstheorie sind betroffen. Strafbar machen sich die Lehrer immer dann, wenn sie bezweifeln, dass der Mensch von Gott geschaffen wurde.
Michaela Hampf, Professorin in der Abteilung Geschichte des John F. Kennedy Instituts der Freien Universität Berlin sagte dazu: "Was für den Butler Act wichtig war, war dass nicht etwa die gesamte Evolutionstheorie abgelehnt wurde, sondern dass einzig die Abstammung des Menschen von niederen Formen angezweifelt wurde. Man konnte also durchaus über das Erdalter verschiedener Meinung sein, über verschiedene Tierabstammungen - aber eben nicht über die des Menschen."
Gemeinsamer Ursprung
Laut Darwins Evolutionstheorie hat alles Leben auf der Erde einen gemeinsamen Ursprung. Auch der Mensch ist nur ein Produkt dieser Evolution von einfachen Lebensformen zu immer komplexeren, an ihre Umwelt angepassten Lebewesen.
Darwins Evolutionstheorie steht damit nicht nur konträr zur biblischen Schöpfungslehre. Sie passt auch nicht in das rassistische Weltbild vieler Südstaatler. Formal wurde die Sklaverei in den Südstaaten zwar 1863 abgeschafft, die Trennung zwischen Schwarzen und Weißen besteht dort aber bis weit ins 20. Jahrhundert.
Sprengkraft
Der für den Streit Verantwortliche ist zu diesem Zeitpunkt schon über 40 Jahre tot. Charles Darwin hatte Mitte des 19. Jahrhunderts die Naturwissenschaft revolutioniert. Als nicht einmal 30-Jähriger beobachtet und sammelt Darwin auf einer fünfjährigen Schiffsreise zahlreiche Lebewesen und Pflanzen.
Als er nach England zurückkehrt und seine Aufzeichnungen und Sammlungen auswertet, entwickelt er eine Theorie über die Entstehung des Lebens. In Darwins "Die Entstehung der Arten" ist zu lesen: "Alle Arten derselben Gruppe, wie lange sie auch bestanden haben, sind die abgeänderten Nachkommen früherer Arten und eines gemeinsamen Vorfahren."
Der Wissenschaftler weiß um die Sprengkraft seiner Evolutionstheorie und wartet über 23 Jahre, ehe er sie 1859 veröffentlicht.
Scharfer Wind
Darwin hatte als junger Mann in Cambridge Theologie studiert. Die Gegner seiner Evolutionstheorie sind selbst häufig Theologen. Während viele Wissenschaftler seine Theorie ernst nehmen, wird Darwin in der Öffentlichkeit gern verspottet.
Für populistische Politiker macht ihn das zu einem idealen Gegner. Michaela Hampf darüber: "Die treibenden Kräfte waren nicht etwa die organisierten Kirchen, wie man vermuten könnte, sondern Einzelpersonen. Vielleicht kann man herausheben William Jennings Bryan, der ein Buch geschrieben hat "Die Bedrohung des Darwinismus", der dreimal für die demokratische Partei fürs Präsidentenamt kandidiert hat, dann Außenminister unter Wilson war. Das war also ein prominenter Anti-Evolutionist."
Für die Befürworter von Darwins Evolutionstheorie bleibt der "Butler Act" jahrzehntelang ein nicht hinzunehmendes Ärgernis. Wissenschaftler, Bürgerrechtler und Lehrer sehen sich durch das Gesetz in ihrer Redefreiheit beschnitten.
1967: Aufhebung
40 Jahre streiten sie vor Gerichten und in der Öffentlichkeit für die Evolutionstheorie. Erst 1967 bekommt ein Lehrer Recht. Der "Butler Act" wird unter Hinweis auf den Ersten Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten aufgehoben.
Seitdem ist die Evolutionstheorie in Tennessee wieder Unterrichtsgegenstand. Doch noch immer diffamieren in den USA christliche Evolutionsgegner Darwins Lehre. Ihr Einfluss reicht bis in viele Schulen, Museen und Medien. Der Geist des "Butler Act" wirkt auch im Darwin-Jahr 2009 in den USA noch immer nach.
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