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11.7.1947: Mit der "Exodus" nach Palästina
In seinen besseren Tagen beherbergte der Vergnügungsdampfer bis zu 700 Passagiere. Nun drängen sich 4.515 Flüchtlinge auf dem längst ausrangierten Schiff. Unter ihnen sind knapp 1.700 Kinder und mehrere hundert schwangere Frauen. Mannschaft und Passagiere sind bereits auf hoher See, als sie die "President Warfield" in "Exodus" umbenennen.

Der Name ist Ausdruck ihrer Hoffnungen und erinnert an eine biblische Geschichte. Birgit Klein, Professorin für Geschichte des jüdischen Volkes an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg erläutert dazu:" "Exodus" spielt an auf den Auszug aus Ägypten, nämlich den Auszug aus der Sklaverei nicht nur damals aus Ägypten, sondern 1947 aktuell den Auszug aus der Verfolgung durch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft in Europa."

Die jüdischen Flüchtlinge an Bord der "Exodus" fühlen sich nirgendwo willkommen. Ihre Heimat in Europa haben sie durch die Verbrechen der Nationalsozialisten endgültig verloren. Prof. Birgit Klein dazu: "Die Passagiere der "Exodus" waren sogenannte Displaced Persons. Displaced Persons waren alle diejenigen Personen, die in Folge des Zweiten Weltkriegs aus ihrer Heimat vertrieben, geflohen oder verschleppt worden waren. Das waren zum Beispiel Zwangsarbeiter, aber eben zu einem großen Teil Überlebende der Konzentrations- und Vernichtungslager. Und eben so auch im Fall der "Exodus"."

Hoffnung auf ein Leben in Frieden

Gechartert wurde das Schiff unter einem Decknamen von einer paramilitärischen Vereinigung. Sie kämpft in den palästinensischen Gebieten für einen jüdischen Nationalstaat. Seit den 1920er-Jahren steht Palästina unter britischem Mandat. Jüdischen Flüchtlingen wird die Einreise verweigert.

Das Flüchtlingsschiff will dieses Verbot umgehen und die Passagiere an einem Küstenstreifen illegal von Bord lassen. "Die Passagiere der "Exodus" hofften auf ein Leben in Frieden und ohne Verfolgung und Feindschaft. Dieses Leben erhofften sie sich vor allen Dingen in einem eigenen Staat, denn sie dachten, dass es nur in einem eigenen Staat möglich sein würde, in Frieden zu leben und der einzige Ort, wo man sich damals diesen Staat vorstellen konnte, war in Palästina," erklärt Prof. Birgit Klein.

Angriff der britischen Marine

Begleitet wird die "Exodus" von zwei Kriegsschiffen der britischen Marine. In der Nacht vom 17. auf den 18. Juli greifen die Briten auf der Höhe von Haifa an. Noah Klieger, einer der Flüchtlinge, beschreibt das Geschehen später so: "Die britische Flotte griff an als wir auf hoher See waren, über 20 Seemeilen entfernt vom palästinensischen Hoheitsgebiet. Sechs Zerstörer und zwei Minensuchboote unter dem Kommando des Kreuzers "Ajax" attackierten die "Exodus". Ein Angriff auf diesen alten, schrottreifen Vergnügungsdampfer, dessen Bauch über 4.500 jüdische Holocaust-Überlebende beherbergte."

Passagiere und Mannschaft verteidigen sich mit Blechdosen, Kartoffeln und Flaschen. Mehrere Stunden halten sie dem britischen Angriff stand. Vier Tote und über 150 Schwerverletzte fordert das Seegefecht. Der Bordfunker überträgt den Kampf an eine Radiostation auf dem palästinensischen Festland. Von dort aus wird er live gesendet.

Auf dem Weg zur Gründung des Staates Israel

Als die "Exodus" am nächsten Tag im Hafen von Haifa einläuft, erwarten sie Tausende Menschen. Dazu sagte Prof. Birgit Klein: "Die Fahrt der "Exodus" war schon die ganze Zeit von Kriegsschiffen begleitet worden unter dem festen Ziel, die Flüchtlinge nicht an Land zu lassen und dementsprechend waren dann die Vorbereitungen in Haifa schon gelaufen, dass diese 4.500 Passagiere innerhalb kürzester Zeit auf drei Frachtschiffe umgeladen werden konnten und bereits einen Tag nach der Ankunft in Haifa wieder in See stachen."

Nach wochenlangem Hin und Her werden die Passagiere der "Exodus" zurück nach Deutschland gebracht und in der Nähe von Lübeck in Lagern interniert. Dieser Umgang mit den Holocaust-Überlebenden ruft weltweit Proteste hervor. Durch den Angriff auf die "Exodus" wächst der internationale Druck auf die Briten. Im Mai 1948 geben sie ihr Mandat auf und damit den Weg frei zur Gründung des Staates Israel.


   
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