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10.2.1823: Erster Kölner Rosenmontagszug |
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Hätte es 1823 schon Live-Übertragungen des Kölner Karnevals, respektive des Kölner Rosenmontagsumzugs gegeben - so hätte sie sich anhören können:
Dem verehrten Publikum, welches sich aufhält außerhalb der Mauern unserer Mutterstadt Colonia irgendwo auf der Welt, sei hiermit annonciert: Mit Genehmigung der hochlöblichen Regierung findet heute zur Verherrlichung des Helden Carneval auf dem Neumarkt zu Köln unter der Aufsicht des Festordnenden Comittees erstmals ein Fastnachtsumzug statt.
Mitten unter den nach Tausenden zählenden Menschen, die sich hinter bunten Masken versteckt haben und die ihrer Ausgelassenheit mit Genehmigung des königlich preußischen Polizeipräsidenten freien Lauf lassen, steht unser Reporter Michael Euler-Schmidt. Er möge Euch zur Freude und dem Helden Carneval und unserer Mutterstadt Colonia zur Ehre kundtun, was er sieht:
"Guten Morgen meine Damen und Herren und Kölle Alaaf. Es ist Montagmorgen 9.00 Uhr. Wir haben schlechtes Wetter, es nieselt und es ist nasskalt. Die Zuschauer haben den Kopf zwischen die Schultern gezogen und frieren. Das Motto des ersten Karnevalszuges ist: Die Thronbesteigung des Helden Carneval.
Der erste Prinz im Kölner Karneval, der ja der Held ist, ist Emanuel Zanoli - in der Hohe Straße 90 ansässig. Er ist Kölnisch-Wasser-Hersteller. Der Zug bewegt sich unter der Leitung des Festordners auf den Neumarkt zu und stellt sich in der Mitte auf, wo aus der Spitze heraus ein Spalier gebildet wird bis zu der Wohnung des Königs Zanoli in der Hohe Straße gebildet wird.
Sämtliche Musikchöre grüßen nun den Fürsten des Festes, der den Triumphwagen besteigt und dem Hofnarren mit Krone und Zepter ausgestattet wird und sich auf die Mitte des Neumarktes bewegt.
Auf der Mitte des mit Bäumen umfassten Platzes ist nun der Thron aufgebaut worden, darüber ein Zelt. Der Held sitzt auf dem Throne nun. Er erhält von Hanswurst von der einen Seite nun die Pritsche, von der anderen die Schlüssel der Stadt.
Viele Gecken und Harlekine. Tausende hüpfen und frohlocken über die Begründung eines neuen Narrenreichs in Köln. Nun setzt sich der Zug in Bewegung durch die Straßen und Gassen rund um den Neumarkt, ganz voran der Bannerträger mit dem Banner des Festordnenden Comitees, ganz dahinter vier Trompeter, die Schwierigkeiten haben in die Trompeten zu blasen, denn es ist sehr kalt und so Manches friert hier ein.
Das Geckenbänchen führt an die Hillige Knechte und Mägde, und wir sehen und kennen sie aus den Pfarrprozessionen. Nun kommen die Kölnischen Funken mit ihrem Kommandanten - unsere ehemaligen Stadtsoldaten, und ich glaube doch noch einige echte Rote Funken zu erkennen, denn so lange ist es ja noch nicht her, dass sie ihr Amt unter den Franzosen und Preußen aufgeben mussten.
Die Roten Funken in Rot und Weiß, mit Knabbüss und Kamellebüggel, hier wird schon geworfen, kleine Erbsen und sonstige Sachen. Wir bekommen schon etwas auf den Kopf von diesen Wurfgeschossen.
Es folgt ein großer Wagen mit der Mutter Colonia, die Kölner Jungfrau mit der Krone auf dem Kopf. Die Mauerkrone symbolisierend die Wehrhaftigkeit der Stadt Köln. Und nun wieder ein Trompetencorps und ein Kommandant der Leibgarde zu Pferde. Dahinter die Leibgarde zu Pferde in mannigfaltigsten Masken, Anzügen - Clowns, Harlekine, es ist ein buntes herrliches Bild.
Dann ein Musikcorps auf einem Wagen. Die Wagen Nummer elf und zwölf - vierspännig mit prächtigen Pferden, davor die Minister des Festordnenden Comitees. Ich erkenne unter anderen Johann Lönis, Dr. Benedikt Nükel, Franz Fovot, Peter von Rath und Heinrich Noll.
Der 14. Wagen endlich König Carneval, Emanuel Zanoli, der Kölner Kaufmann. Und zu seinen Füßen sitzt der Hofnarr. Als letzter Wagen - der Führer des Nachzuges, bunt und mit Trompeten ausgerüstet.
Meine Damen und Herren, das war der Kölner Rosenmontagszug. Dieser Zug zeigt, dass Köln immer noch stolz ist auf seine reichsstädtische Zeit. Und die preußischen Besatzer werden sicherlich darüber nachdenken über die herrlichen und kritischen Bilder in diesem Zug."
Autor: Hanspeter Detmer |
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