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9.10.1941: Beginn des "Manhattan Project"
Ende 1938 machte der Chemiker Otto Hahn in Berlin eine merkwürdige Entdeckung: In den Uranproben, die er mit Neutronen beschossen hatte, tauchten chemische Verunreinigungen mit Barium auf.

Er fragte seine langjährige Kollegin Lise Meitner, die das nationalsozialistische Deutschland einige Monate zuvor verlassen hatte, um Rat. Sie löste das Rätsel: Die Uran-Kerne waren in zwei gleich große Teile gespalten, nämlich Barium-Kerne. Dabei mussten gemäß der Formel E=mc2 gewaltige Mengen Energie frei geworden sein.

Neue Möglichkeiten

Als diese Ergebnisse veröffentlicht wurden, wurde sehr schnell allen Physikern klar: Diese so genannte Kernspaltung war der Schlüssel zu einer Energieproduktion ohne Ende, aber auch zu einer furchtbaren Waffe, der Atombombe.

In Deutschland erkannte als einer der ersten der Physiker Werner Heisenberg das Potenzial, das in der Kernspaltung lag, und er bekam von Joseph Goebbels grünes Licht für nähere Untersuchungen.

In den anderen Teilen der Welt erkannten die Politiker anfänglich nicht die Gefahr, die von einer solchen Waffe - zumal in den Händen der Nationalsozialisten - ausgehen könnte. Ein warnender Brief von Albert Einstein an den US-amerikanischen Präsidenten Roosevelt stieß auf höfliches Desinteresse.

Tarnname: "Manhattan-Project"

Im Sommer 1941 hörte man in den USA gerüchteweise, die Deutschen würden intensiv an einer Uranbombe forschen. Zwar hielten viele Wissenschaftler das für Science Fiction, aber der wissenschaftliche Berater des US-Präsidenten, Vannevar Bush, war alarmiert. Er stufte die Planung und den Bau einer Uranbombe - allen Unsicherheiten und allen anderen Ansichten zum Trotz - als kriegswichtig ein. Und er empfahl dem Präsidenten am 9. Oktober 1941, das Projekt mit allen Mitteln voranzutreiben.

Die Kosten wurden auf 133 Millionen Dollar geschätzt. Die Tarnbezeichnung "Manhattan-Project" erhielt das Vorhaben, weil wichtige Vorarbeiten an der Columbia University im New Yorker Stadtteil Manhattan geleistet worden waren.

Unternehmen Atombombe

Dennoch kam das Projekt erst mit der Bombardierung von Pearl Harbour und dem anschließenden Kriegseintritt der Vereinigten Staaten richtig in Gang. Die Leitung wurde nun Brigadegeneral Leslie Groves übertragen, einem sehr durchsetzungsfähigen Mann, ein Genie im Führen großer Organisationen. Er fasste das Ziel des Manhattan-Projekts so zusammen: "Eine Atombombe zu bauen, so schnell wie möglich, und dadurch den Krieg zu beenden."

Ihm wurde als erstem klar, dass für dieses Projekt natürlich die Arbeit der Wissenschaftler Ausschlag gebend war, aber dass das Projekt als Ganzes kein wissenschaftliches sein konnte: Es war ein enormes industrielles Unternehmen.

In der Tat war das Projekt sehr groß: Am Ende gab es mehrere Produktionsanlagen zur Gewinnung von Uran und Plutonium; die wichtigsten standen in Hanford im Bundesstaat Washington, in Oak Ridge, Tennessee, und in Los Alamos, New Mexico. Neben mehreren 100 Wissenschaftlern arbeiteten über die Jahre mehr als eine halbe Million Menschen auf die eine andere Weise an dem Projekt mit; auf dem Höhepunkt im Sommer 1944 waren 160.000 Menschen beschäftigt.

Perfekte Geheimhaltung

Die Geheimhaltung war perfekt. Niemand brachte die weit verteilten Produktionsanlagen in einen Zusammenhang, und bis zum Kriegsende erfuhr im US-amerikanischen Kongress niemand von der Existenz des Projekts. Durch geschickte Verschleierung in verschiedenen Haushaltstiteln gelang es, die immer größeren Geldsummen zu besorgen, die für die Fortführung des Projekts nötig waren.

Schon Ende 1942 waren fast 500 Millionen Dollar ausgegeben - man erinnere sich: ursprünglich war gerade ein Drittel davon veranschlagt worden -, und bis zum Kriegsende sollten sich die Ausgaben auf zwei Milliarden steigern.

Diese enormen Summen hatten nach Ansicht einiger Historiker ganz eigene Konsequenzen: Die Führung konnte das Projekt nicht mehr abbrechen, es musste auf jeden Fall zum Erfolg gebracht werden. Und Erfolg, das hieß in diesem Fall: Einsatz der Bombe. Noch immer gibt es ernst zu nehmende Spekulationen, nach denen die US-Amerikaner die Kapitulation der Japaner sogar verzögert haben sollen, um die Bomben auf jeden Fall noch einsetzen zu können. In diesem Fall hätte das Manhattan-Projekt den Zweiten Weltkrieg also eher in die Länge gezogen als ihn abzukürzen.

Autor: Carsten Heinisch
   
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