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10.10.1871: Brand von Chicago zu Ende
Regen, endlich Regen! Als sich am Morgen des 10. Oktober 1871 die dichten Wolken über Chicago entleeren, zischen und verdunsten die Tropfen auf den glühenden Ruinen der Metropole. Zwei Tage hat ein Flammeninferno die damals schon viertgrößte Stadt der USA heimgesucht.

Die Feuerwehr der Stadt hatte kapituliert: Seit 21.00 Uhr am 8. Oktober stand Chicago in Flammen, seit 22.30 Uhr stand für die Feuerwehr fest: Dieses Feuer ist außer Kontrolle. Die Feuerwehrmänner konnten lediglich andere Teile der Stadt vor dem Flammenmeer schützen und auf den Regen hoffen, der das Feuer endlich löschte.

Wie alles begonnen hatte, weiß man bis heute nicht. Die populärste Legende gibt einer Kuh die Schuld an der Feuer-Katastrophe. In der Scheune der irischen Einwanderin Catherine O'Leary an der De Koven Street im Westen Chicagos soll am Abend des 8. Oktober die Bäuerin ihre Kuh gemolken haben. Einige Freunde im Haus feierten und wollten nach etlichen Whiskeys noch ein wenig frische Milch trinken. Als O'Leary die Milch rüberbrachte, kippte die Kuh eine Kerosin-Laterne in der Scheune um und startete damit das Feuer, das erst nach knapp 34 Stunden wieder erlosch und Chicago fast gänzlich zerstörte.

Die Bilanz des großen Feuers von Chicago war verheerend: 300 Tote, 100.000 Obdachlose, 200 Millionen Dollar Sachschaden und eine Schneise der Verwüstung von fast acht Kilometern Länge und ein Kilometer Breite. Das Scheunenfeuer in der De Koven Street griff in Windeseile auf die nächsten Gebäude über, Funkenflug entzündete Dächer und schon nach einer Stunde brannte fast der ganze Westen der Stadt.

Seit drei Monaten hatte es in Illinois kaum geregnet, schon vier Wochen vor der Brandkatastrophe mahnte die Chicago Tribune: "Ein Funken allein reicht in diesen Tagen der Trockenheit, um nach drei Wochen der absoluten Dürre die Stadt von einem Ende zum anderen abzufackeln."

Die Funken flogen schon vor dem 8. Oktober. Immer wieder kam es zu kleineren Bränden in der Stadt. Noch am Vortag hatte die Feuerwehr einen Großbrand in vier Straßenzügen bekämpft und war dementsprechend erschöpft. Als die Feuermeldung aus der De Koven Street eintraf, konnte zunächst nur eine kleine Truppe an den Brandort entsandt werden, zu klein, wie sich herausstellte, als das Feuer um Mitternacht bereits den Chicago River überquert hatte und sich auf das Zentrum der Stadt bewegte.

Ein Gebäude nach dem anderen ging in Flammen auf, insgesamt waren es rund 17.500 Häuser. Die South Side Gaswerke explodierten, das vermeintlich feuersichere Verlagsgebäude der Chicago Tribune stürzte in die Flammen genauso wie der Einkaufspalast von Marshall Field. Übrig blieben nur Asche und Ruinen. Erst zwei Tage nach Ende des Brandes konnten sich die Bürger ein erstes Bild vom Schaden machen, zu heiß waren die Überreste der Stadt, die vor dem Feuer "Queen of the West" genannt wurde.

Doch schon in der Woche nach dem Brand machte sich jener unerschütterliche amerikanische Optimismus breit, der bis heute das Land prägt. John Stephan Wright schrieb damals: "Schon in fünf Jahren wird Chicago mehr Männer, mehr Geld und mehr Business haben, als es ohne Feuer gehabt haben würde."

Er hatte recht. Knapp ein Jahr nach dem Brand war das neue Chicago fertig. Spenden aus der ganzen Welt waren in die Stadt am Lake Michigan geflossen und der Sage vom Phönix aus der Asche neue Bedeutung gegeben.

Autor: Jens Teschke
   
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