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15.10.1938: "Daphne" uraufgeführt
"Oh bleib, geliebter Tag! Lange weiltest du, so bleib für immer. Sonne, gesegneter Schein, du lässt mich leben mit meinen Brüdern, den Bäumen." Daphne, Tochter des Flussgottes Peneios und der Erdgöttin Gaea. Apoll begehrt ihre Liebe. Die Nymphe verweigert sich dem Gott und verwandelt sich in einen Lorbeerbaum. Eine griechische Mythologie.

Stoff für eine Oper

Die Oper "Daphne": Das Libretto von Joseph Gregor, die Musik von Richard Strauss, am 15. Oktober 1938 uraufgeführt an der Semperoper in Dresden. Am Pult stand Generalmusikdirektor Karl Böhm, der sich später erinnerte: "Ich entsinne mich noch genau eines Nachmittags in Garmisch, wo wir beide nebeneinander in Liegestühlen auf den Text der Oper "Daphne", die er mir später widmete, warteten. Strauss las die Blätter durch und reichte sie mir dann herüber. Die Seite hatte am Rand, nach dem ersten Durchlesen, bereits Angaben des Rhythmus und präzise Angaben über die musikalische Form vermerkt."

Metamorphosen

Richard Strauss war 74 Jahre alt, als er die tragisch-romantische Geschichte nach den "Metamorphosen" des Ovid vertont. Nie zuvor ist seine Musik von so filigraner technischer Meisterschaft, wie in diesem Alterswerk. Die Interpreten stellt sie vor große Herausforderungen, zum Beispiel den Dirigenten der Uraufführung, Karl Böhm: "Bei der Daphne war in diesem Vorspiel ein Quartsextakkord, der war immer unrein. Dann habe ich die Idee gehabt bei einer Probe: Ich hab dem Bassetthorn gesagt, blasen Sie es ein bisschen höher das B - und plötzlich hat der Akkord gestimmt!"

Nur kleine Themen?

Apoll nähert sich Daphne in Verkleidung. Erst bei einem Fest zu Ehren des Dionysos gibt er sich und seine Absichten zu erkennen und ruft damit den eifersüchtigen Leukippos auf den Plan. Im Zweikampf wird Leukippos von Apoll getötet. Zu spät erkennt Daphne ihre Liebe zu dem Sterblichen.

Richard Strauss macht aus ihrer Verzweiflung Musik. Dazu sagte Dr. Karl Böhm: "Genau wie er einmal zu mir gesagt hat: Wissen Sie, der Mozart ist der Erfinder der unendlichen Melodie. Mir fallen leider nur kleine Themen ein. Aber ich mach' dann allerdings mit denen, was man nur machen kann!"

In Musik gekleidet

Verzweiflung über den Tod des Leukippos, Abscheu vor der Begierde des Apoll. Daphne, das Naturwesen, flüchtet sich in eine geschlechtslose Gestalt. Sie verwandelt sich in einen Lorbeerbaum. Als Huldigung an Daphne macht Apoll den Lorbeer zum Zierrat der Helden.

Was bleibt, ist das Lispeln der Blätter im Mondlicht. In Musik gekleidet durch Richard Strauss als letzte Takte seiner Oper "Daphne".


Autorin: Catrin Möderler
   
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