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11.2.1919: Friedrich Ebert Reichspräsident
Es war eine Anerkennung für sein besonnenes politisches Wirken, als die Abgeordneten der Weimarer Nationalversammlung Friedrich Ebert am 11. Februar 1919 zum Reichspräsidenten wählten. Der gemäßigte sozialdemokratische Politiker hatte erheblich beim Übergang des Kaiserreichs zur Republik mitgewirkt und mit all seinen Kräften gegen die Bolschewisierung Deutschlands gekämpft.

Friedrich Ebert, ein gelernter Sattler und seit seiner Jugend in der Gewerkschaft engagiert, versprach ein Präsident des "ganzen deutschen Volkes" zu sein. Unparteiisch sein, Deutschland wiederaufbauen, geordnete rechtsstaatliche und sozialstaatliche, demokratische Verhältnisse schaffen, daran orientierte er seine Amtsführung.

Für Freiheit, Recht und soziale Wohlfahrt

Friedrich Ebert sagte nach seiner Vereidigung zum Reichspräsidenten: "In ihrer Hand habe ich das Gelöbnis abgelegt, die von ihnen für das deutsche Volk geschaffene Verfassung treu zu wahren. Ihr Vertrauen wird mir die Kraft geben, immer der erste zu sein, wenn es gilt, Bekenntnis und Zeugnis abzulegen für den neuen Lebensgrundsatz des deutschen Volkes, für Freiheit, Recht und soziale Wohlfahrt."

Als Reichspräsident verfügte Friedrich Ebert über weitreichende Kompetenzen. Er war nicht nur das Staatsoberhaupt der Republik, sondern auch Oberbefehlshaber der Reichswehr, hatte das Recht, den Reichstag aufzulösen und Neuwahlen anzuordnen. Vor allem aber konnte Friedrich Ebert nach Artikel 48 der Weimarer Verfassung den Staatsnotstand ausrufen und Maßnahmen für die Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit ergreifen.

Keine Ruhe

135 Mal machte Friedrich Ebert von diesem Recht Gebrauch, denn in seiner sechsjährigen Amtszeit - bis 1925 - kam die labile Republik nur selten zur Ruhe. Die Wirtschaft ächzte unter den hohen Reparationszahlungen, die für die Kriegsschäden an die Siegermächte geleistet werden mussten. Hinzu kamen Putschversuche von links und von rechts, Arbeiteraufstände, die Regierungen wechselten ständig.

All das spielte sich vor dem Hintergrund der Inflation ab, die wiederum die Klassenunterschiede zwischen Unternehmern und Arbeitern weiter anwachsen ließ. Für Friedrich Ebert, den "Sohn des Arbeiterstandes", bedeutete dies eine schwere Belastung.

Immer wieder zeigte sich der Sozialdemokrat Friedrich Ebert in den dramatischen, wirren Nachkriegsjahren als kluger Vermittler. Unerschütterlich fühlte er sich dem Gedanken der parlamentarischen Demokratie verpflichtet.

Auseinandersetzungen

Gefährlicher als die sachlichen Auseinandersetzungen mit der eigenen Partei waren die vielen Hetzreden, die im kommunistischen Lager gegen Friedrich Ebert gehalten wurden und die Angriffe der bürgerlichen Seite.

Seit seinem Amtsantritt musste er eine Flut von Schmähungen über sich ergehen lassen - wegen seiner einfachen Herkunft. 173 Prozesse hat er geführt, und das war wohl nur die kleine Spitze eines Eisberges.



Autor: Lohmüller
   
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