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14.2.1876: Vorläufer des Telefons patentiert
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Jahrhunderterfindung Telefon, unverzichtbarer Bestandteil modernen Lebens. Zeitgleich und unabhängig voneinander mehrfach erfunden: in Deutschland von Johann-Philipp Reis, in Frankreich von Charles Bourseul, in den USA von Elisha Gray. Und von dem Mann, der ihm am 14. Februar 1876 das Patent für einen elektrischen Sprach-Übertragungs-Apparat buchstäblich vor der Nase wegschnappt: Alexander Graham Bell.

"Watson - come here - I want you!" Seine ersten telefonisch übertragenen Worte schickt Bell an einen Mitarbeiter in seinem Bostoner Labor. Bell, gebürtiger Schotte, ist promovierter Sprechwissenschaftler und Taubstummenlehrer. Das Phänomen Sprache interessiert ihn seit seiner Jugend.

Die Idee, hörbare Worte über große Entfernungen zu übertragen, liegt Ende des 19. Jahrhunderts buchstäblich in der Luft. Die Telegrafie überträgt geschriebene Worte. Längst wird sie in der ganzen Welt erfolgreich angewandt. Der nächste Entwicklungsschritt ist unvermeidbar.

Wissenschaftliches Modell

"Pferde fressen keinen Gurkensalat" - diese Worte von Johann-Philipp Reis, angeblich die ersten elektrisch übertragenen Worte der Welt, bestechen nicht unbedingt durch ihren Inhalt. Dem hessischen Naturkundelehrer Johann-Philipp Reis geht es auch nicht um Sprache, sondern um Anatomie.

Im Jahr 1861 stellt er einen Apparat vor, der die Funktion des menschlichen Ohres demonstrieren soll. Eine Membran wird durch Schall in Schwingung versetzt. Durch die Schwingung wird ein Stromkreis geschlossen oder unterbrochen. Ein Resonanzkörper gibt den elektrisch transportierten Schall wieder. Ein primitives Telefon.

Dass es mehr sein könnte, als ein wissenschaftliches Modell, sieht Reis nicht. Seine Idee schläft ein, bis Gray und Bell, ohne von Reis zu wissen, das Prinzip neu entdecken.

Wirtschaftlicher Erfolg

Richtungweisende Vision sind Privatgespräche am Telefon. Im Gegensatz zu seinem Mitbewerber Gray, der an rein geschäftliche Nutzung denkt, hat Alexander Graham Bell bei seinem elektrischen Sprach-Übertragungs-Apparat von vorne herein den privaten Kunden im Auge.

Der wirtschaftliche Erfolg seiner Bell-Telephongesellschaft, später "American Telephone and Telegraph Company", kurz AT&T, wird ihm Recht geben, denn was für Städter zuerst noch Spielerei ist, wird für die Landbevölkerung schnell lebensnotwendig. Auch die entlegensten Farmen können per Telefon Kontakt mit ihren Nachbarn halten. Ohne lange Reisen.

Weltverändernde Entwicklung

Schon ein Jahr nach Bells Patent muss das legendäre "Fräulein vom Amt" die Flut der Anrufe sortieren. So viele Personen haben inzwischen Telefon, dass es unmöglich ist, alle einzeln durch Leitungen zu verbinden, daher laufen alle Leitungen zu einer Vermittlungsstelle. Dort werden die eingehenden Anrufe von Telefonistinnen zu den Zielpersonen weitergeleitet. Ein erfolgreiches Prinzip. Erst in den 1970er-Jahren wird die Handvermittlung endgültig durch das Selbstwahl-Telefon abgelöst.

Ob privat oder geschäftlich, Digitalisierung und mobile Telefonie erlauben Kommunikation an jedem Ort zu jeder Zeit. Als Alexander Graham Bell im Jahr 1922 stirbt, hat seine Entwicklung längst die Welt verändert. Nur eines hört damals wie heute keiner gern: "Kein Anschluss unter dieser Nummer!"


Autorin: Catrin Möderler
   
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