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21.2.1916: Die Schlacht von Verdun |
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21. Februar 1916, acht Uhr morgens. Aus 1.500 Rohren feuerte die deutsche Artillerie gegen die befestigte Region von Verdun auf dem rechten Maasufer. Mit einem gewaltigen Feuerschlag, unter rücksichtslosem Einsatz von Menschen und Material, wollte General Erich von Falkenhayn, Chef des Generalstabes des Feldheeres, die Entscheidung im Ersten Weltkrieg zugunsten des Deutschen Kaiserreichs erzwingen. Er glaubte, dies durch Bindung der französischen Streitkräfte an Verdun, durch "Ausbluten" des Gegners, erreichen zu können.
Diese Strategie erwies sich schon nach wenigen Tagen als schrecklicher Irrtum. Zwar schaffte es die 5. Deutsche Armee unter Kronprinz Wilhelm, am 25. Februar das Fort Douaumont, eines der stärksten im gesamten Festungsgürtel um Verdun, einzunehmen. Doch die französischen Truppen räumten ihre Linien vor Verdun nicht. Marschall Joffre verbot jeden Rückzug. Kriegsheld General Philippe Pétain stoppte die deutsche Offensive.
Nun begann das, was von Falkenhayn "Zermürbungstaktik", ja zynisch "Pumpe" nannte. "Blutmühle" sagten die französischen Poilus, "Hölle von Verdun" die deutschen Landser. Aber was sind Worte gegen das Grauen, das folgte - 60 Millionen Granaten brachten Tod und Verderben. Giftgasschwaden zogen übers Schlachtfeld. Im Kampf um wenige Quadratkilometer Land fielen Hunderttausende auf beiden Seiten. Waren es 500.000, 700.000? Keiner weiß dies genau.
Das Ende der Menschlichkeit im Grabenkrieg
15.000 Kreuze stehen auf dem Soldatenfriedhof von Douaumont, im Beinhaus sind die Knochen Hunderttausender Gefallener gestapelt. Die Dörfer der Region - sie wurden pulverisiert: Fleury, Douaumont, Vaux, Froideterre oder Vauxquois. Kein Stein stand mehr auf dem anderen, der Boden war getränkt von Blut. Hier wächst noch heute kaum ein Baum, kaum ein Strauch. In 300 Tagen Grabenkrieg starb die Menschlichkeit - übrig blieben Angst, Grauen, Hass.
Voller Begeisterung waren die deutschen Freiwilligen im August 1914 in den Krieg gezogen - angespornt von Kaiser Wilhelm II., der für Deutschland einen "Platz an der Sonne" reklamiert hatte: "Es muss denn das Schwert nun entscheiden! Mitten im Frieden überfällt uns der Feind. Darum auf zu den Waffen! Jedes Schwanken, jedes Zögern wäre Verrat am Vaterlande. Wir werden uns wehren bis zum letzten Hauch von Mann und Ross! Vorwärts mit Gott, der mit uns sein wird, wie er mit den Vätern war!"
Nach wenigen Wochen war der Ansturm der Deutschen vor Ypern in Westbelgien zum Stehen gekommen. Auch die Schlachten an der Marne und Somme hatten keine Entscheidung herbeigeführt. Sie endeten im Stellungskrieg. Das hieß: Sprung auf, marsch, marsch - raus aus den Gräben! Attacke! Hinein ins gegnerische Feuer, durch Stacheldraht, Schlamm, Granattrichter hinein in den Tod! Was hatten die Deutschen anfangs gesungen? "Und droht der Feind auch noch so sehr - wir Deutschen fürchten uns nicht mehr! Ob er auch noch so stark mag sein: In unsre Stellung kommt er doch nicht rein!"
Waffenstillstand im Wald zu Compiègne
Die frischen, unverbrauchten Truppen der USA brachten den Alliierten den Sieg. Die Mittelmächte waren am Ende. Im Wald zu Compiègne unterzeichnete das ausgelaugte Deutschland am 11. November 1918 den Waffenstillstand. Um 10.50 Uhr - zehn Minuten bevor die Waffenruhe in Kraft trat - fiel Pierre-Auguste Trebuchon an der Maas, von einer deutschen Kugel getroffen. Er war vermutlich der letzte von 8,5 Millionen toten Soldaten des Ersten Weltkriegs.
Verdun steht für den Wahnwitz des Krieges schlechthin, steht für grauenvolles Leiden und Sterben. Steht wie Stalingrad, Auschwitz und Hiroshima für Unmenschlichkeit. Lange dauerte es, 70 Jahre, bis sich der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl und Frankreichs Präsident François Mitterrand 1984 über den Gräbern von Verdun die Hände zur Versöhnung reichten.
Autor: Karl-Heinz Lummerich |
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