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23.3.1912: Wernher von Braun geboren
Ein Raketenstart: So klingt wohl die Erfüllung für ihn, Wernher von Braun, oft beschrieben als Kolumbus der Raumfahrt, Visionär, genialer deutscher Ingenieur.

Wer war der Mensch, der am 23. März 1912 in Wirsitz in Posen (heute: Polen) geboren wurde? Der Vater, Freiherr Magnus von Braun, deutschnationaler Antidemokrat, beteiligt sich am Kapp-Putsch und ist damit Teil jener gesellschaftlichen und politischen Gruppe, die den Nationalsozialisten die Machtübernahme möglich macht. 1932 ist er Landwirtschaftsminister im Kabinett Papen.

Seinen Charme und seine hervorragenden Umgangsformen hat von Braun von seiner Mutter Emmy. Obwohl sie den Jungen als äußerst wissbegierig beschreibt, schwänzt er als Gymnasiast in Berlin die Physik- und Mathematikstunden, um zu basteln und Experimente zu machen. So startet der Schüler einen Bollerwagen auf der Tiergartenallee, der mit sechs Feuerwerksraketen bestückt ist. Nur der einflussreiche Vater verhindert, dass Wernher von der Polizei bestraft wird. Das Versuchsergebnis beschreibt er später selbst so:

Wernher von Braun: "Ich war überwältigt. Der Wagen war zwar völlig außer Kontrolle und zog einen kometenartigen Feuerschweif hinter sich her, aber meine Raketen funktionierten besser, als ich es mir erträumt hatte."

Bestärkt wird sein Traum vom Flug ins Weltall durch das Buch "Die Rakete zu den Planetenräumen" von Herrmann Oberth. Wernher liest das wissenschaftliche Werk, versteht es aber nicht recht. Daraufhin paukt zielstrebig Mathematik und Physik. Der Erfolg bleibt nicht aus: Bereits im Herbst 1929 arbeitet er als Student der Technischen Universität Berlin an der erfolgreichen Zündung von Herrmann Oberths Raketenmotor für Flüssigtreibstoffe mit.

1932 schließt von Braun sein Studium an der Technischen Universität Berlin ab und verpflichtete sich als Assistent im Heereswaffenamt. 1934 folgt die Doktorwürde in Physik. Seine Promotion über Flüssigraketen wird von den Nazis als Staatsgeheimnis klassifiziert.

1937, 25 Jahre alt, wird von Braun Direktor der deutschen Heeresversuchsanstalt in Peenemünde, wo unter seiner Leitung die "A4" (Aggregat Vier) entwickelt wird. Diese Rakete dringt zum ersten Mal in den Weltraum vor. Dass es sich dabei um die Entwicklung einer "Flugbombe", also einer Kriegsrakete handelt, stört ihn dabei nicht. Die A4 wird in der Nazi-Propaganda bekannt als Vergeltungswaffe "V2". Am 1. Mai 1940 tritt von Braun der SS bei, 1943 verleiht Hitler persönlich ihm den Professorentitel.

Die V2 tötet in den letzten Jahren des Krieges allein in England fast 3000 Menschen. Ab Juni 1943 wird sie mit KZ-Häftlingen produziert. Von Braun sucht einige der Zwangsarbeiter selbst aus. Nach vorsichtigen Schätzungen werden im Peenemünde angeschlossenen KZ Mittelbau/Dora zwischen September 1943 und April 1945 16.000 bis 20.000 Menschen vernichtet. Diese A4 ist der Vorläufer sowohl der militärischen Fernraketen als auch unserer heutigen Raumfahrt-Trägerraketen.

Im Frühjahr 1945 wird von Braun zusammen mit über 100 Kollegen von den US-Amerikanern in die USA evakuiert. Er wird technischer Berater des Militär-Raketenprogramms in White Sands (Neu-Mexiko). Eine Entnazifizierung des Spitzeningenieurs findet nicht statt. 1950 wird er Direktor des Marshall Space Flight Center in Huntsville, Alabama und 1955 US-amerikanischer Staatsbürger.

In Huntsville entwickelt er zusammen mit den ehemaligen Peenemündern die Rakete Saturn V, die die Apollo Besatzungen zum Mond bringt. In der Folge des gewaltigen Medienrummels um den "Wettlauf zum Mond" wird Wernher von Braun als "Vater der Rakete" bekannt.

1970 wird er zweiter Direktor der NASA und Chef der Planungsabteilung. Von Braun erhält zahlreiche internationale Ehrungen, darunter zwölf Ehrendoktorwürden, mehrere US-amerikanische Orden und das Bundesverdienstkreuz mit Stern. Seine nächste Vision ist eine Mission zum Mars, doch nach der Mondlandung werden dem Raketenprogramm die Mittel gestrichen.

1972 verlässt von Braun die NASA und widmete sich fortan bei Fairchild Industries in Germantown, Maryland, der Entwicklung von Satelliten. Wernher von Braun stirbt am 16. Juni 1977 an Krebs.

Autor: Michael Stegemann
   
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