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31.1.1929: "Im Westen nichts Neues" |
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Die Verfilmung des gleichnamigen Romans "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque gehört zu den bewegendsten Anti-Kriegsfilmen der Kinogeschichte. Wenn ein solch alter Film in Zeiten von Special Effects und digitaler Tricktechnik das Grauen des Krieges heute noch wirkungsvoll zum Ausdruck bringt, dann heißt das schon was.
Dem russischen Regisseur Lewis Milestone gelang 1929 in den USA diese kongeniale Verfilmung: In 140 Minuten wird die Geschichte einer Handvoll Gymnasiasten erzählt, die von ihrem Lehrer zu Beginn des Ersten Weltkriegs überzeugt wird, freiwillig für Deutschland in den Krieg zu ziehen.
Wahnsinn Krieg
Die Schüler ziehen begeistert in den Krieg. Soldat für das Vaterland zu sein, erscheint ihnen als Erfüllung ihrer Träume. Doch die Ernüchterung setzt schnell ein. Ein sadistischer Ausbildungsoffizier treibt ihnen alle Ideale schon vor dem Schlachtfeld aus und as dann folgt, sind die grausamen Grabenkämpfe an der deutschen Westfront, bei denen die Soldaten auf beiden Seiten zu Tausenden niedergemetzelt werden.
Der Film wurde nach seiner Premiere in Europa und Übersee von großen Teilen des Publikums und der Presse so verstanden, wie sich Remarque und Milestone das erhofft hatten: als schonungslose Abrechnung mit dem "Wahnsinn Krieg" und als Warnung für nachkommende Generationen.
Im Feuilleton
In Deutschland schrieb ein Kritiker damals: "Dieser Film will zeigen, wie es war! Buch und Film zeigen, soweit das mit den Kräften und Mitteln des gedruckten Wortes und des Filmbildes überhaupt möglich ist, das wahre, wirkliche, furchtbare Gesicht des Krieges. Das ist wohl das stärkste Mittel, das überhaupt zu Gebote steht; es müsste wirksamer sein als alles, was gegen den Krieg gesagt werden kann."
Und in den USA lobte die "New York Times": "Man folgt dem Film, als ob man in den Seiten eines Friedenswerkes blätterte."
Kritisch standen "Im Westen nichts Neues" dagegen radikale gesellschaftliche Kräfte gegenüber: Die linke Zeitschrift "Unsere Zeit" schrieb über Buch wie Film: "Seine Gefährlichkeit ist nicht zu unterschätzen. Bücher wie "Im Westen nichts Neues" sind justament deshalb, weil sie die Oberflächen-Wirklichkeit des imperialistischen Krieges relativ exakt abkonterfeien, geeignet, den Blick für die in der Tiefe wirkenden, zum Kriege treibenden Kräfte des Imperialismus zu trüben. - dem Buch fehlt völlig das, was Lenin "Parteiheit" nannte."
Gekürzt, verboten, rekonstruiert
In Deutschland wurde "Im Westen nichts Neues" schon vor der Premiere von 140 auf 85 Minuten gekürzt. Dann organisierte der Berliner Gauleiter Joseph Goebbels Protestaktionen gegen die Aufführung des Films. Nach ein paar Tagen wurde Milestones Antikriegsepos offiziell verboten, dann nochmals gekürzt und im September 1931 in kaum noch erkennbarer Form freigegeben.
Erst Anfang der 1980er-Jahre entstand unter Federführung des ZDFs eine neue Fassung: "Im Westen nichts Neues" wurde rekonstruiert und neu synchronisiert und ähnelt so erst seit 1984 wieder annähernd der Urfassung.
Autor: Jochen Kürten |
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