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11.7.1998: "One World One Future" |
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Als die erste Loveparade 1989 aus der Taufe gehoben wurde, war sie noch eine echte Kleinveranstaltung: Zwei Wagen und 150 Leute zogen über den Kurfürstendamm. Dr. Motte und einige andere bekannte Techno- und Acid-House-DJs hatten eine politische Demonstration angemeldet. Mit dem Motto "Friede, Freude, Eierkuchen" wollten sie ihre Vorstellung von Liebe und Frieden zum Ausdruck bringen: Abrüstung, bessere Völkerverständigung durch Musik und gerechte Verteilung von Nahrungsmitteln. Ein paar Monate vor dem Fall der Mauer erfreute sich eine handvoll junger Menschen des Lebens und der Musik, indem sie zu hämmernden Beats den Kudamm hinunter tanzten.
Tanzen, tanzen, tanzen
Die Entwicklung von der freakigen Liebes- und Friedensdemo zum etablierten Großereignis hatte ein rasantes Tempo. Im zweiten Jahr der Loveparade waren es schon 2000 Anhänger, die sich unter dem Motto "The Future Is Ours" rhythmisch bewegten. 1994 nahmen 36 Paradewagen und 120.000 Tänzer und Tänzerinnen das Motto "The Spirit Makes You Move" wörtlich. In ihrem achten Jahr verließ die Parade ihre traditionelle Route über den Kurfürstendamm. Die erwarteten 750.000 Raver brauchten mehr Bewegungsfreiheit. Von nun an verlief die Zugstrecke über die Straße des 17. Juni zum Tiergarten, zum abschließenden "Line-up" unter der Siegessäule.
In zehn Jahren mauserte sich die Loveparade zu einem Mega-Event. 1,1 Millionen tanz- und rauschbegeisterte junge Menschen sind dabei, als die Loveparade mit dem Motto "One World One Future" ihr zehnjähriges Jubiläum feiert.
Die Loveparade ist zum weltweit größten Treffen für Raver und Berlin zu einer wummernden Partymetropole geworden. Techno auf seinem Höhepunkt. Die Deutsche Bahn setzt Sonderzüge ein, die Lärmschutzverordnung ist außer Kraft gesetzt, die DJs legen Sonderschichten ein - wie auch die städtische Müllabfuhr.
In der Kritik
Für sie und für die Stadt Berlin wird die Loveparade zunehmend zum Ärgernis. Die Abfallmengen nehmen astronomischen Umfang an und die Frage nach der Berechtigung der Loveparade erhitzt die städtischen Gemüter. Zehn Jahre lang wird diskutiert, bis 2001 entschieden wird: Die Loveparade ist im juristischen Sinne keine Demonstration, sondern eine kommerzielle Veranstaltung. Dies bedeutet unter anderem, dass die Veranstalter die Kosten für die Abfallentsorgung selbst tragen müssen.
Abfall und kommerzielle Ausrichtung sind jedoch nicht die einzigen Punkte, die die Loveparade verstärkt in die Kritik bringen. Das größte Problem ist die Selbstüberschätzung der Techno-Fans beim Drogen- und Alkoholkonsum. Neben der weltgrößten Raver-Party gilt die Loveparade auch als weltgrößte Drogenparty.
Trendwende
Nach der Rekordbesucherzahl von 1,5 Millionen Menschen 1999 ist der Zenit der Loveparade überschritten. Eine Trendwende zeichnet sich ab. Genug gefeiert oder ist Techno einfach nicht mehr "in"? Der revolutionäre Gedanke des "Sommerfests der Liebe" ist verloren und Techno eine Musikrichtung wie jede andere. 2004 gar findet die Loveparade mangels finanzieller Unterstützung nicht statt. Und plötzlich ist der revolutionäre Gedanke zurück: Unter dem Motto: "Fight-the-Power" demonstrieren mehrere tausend Teilnehmer für die Fortführung der Loveparade 2005.
Im Jahr darauf zelebriert die Loveparade nach zwei Jahren Pause lautstark ihre Wiederauferstehung. "The Love Is Back!" heißt das Motto des Musikspektakels auf der traditionellen Strecke durch den Tiergarten, zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule, bevor die Parade ins Ruhrgebiet umzieht.
Autorin: Stephanie A. Frank |
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