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16.6.1932: Deutsche Reparationsschulden getilgt |
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Reichskanzler von Papen: "Das Ziel der Lausanner Konferenz, die völlige Beseitigung der Reparationen, ist erreicht. In keiner wie auch immer gearteten Form wird Deutschland vom 1. Juli 1932 ab Reparationen aufzubringen haben. Zahlungen von über 33 Milliarden Mark, mit Jahresleistungen von rund zwei Milliarden, sind beseitigt."
Am 16. Juni 1932 hatte eine Konferenz im schweizerischen Lausanne begonnen, auf der der deutsche Reichskanzler Franz von Papen das Ende der Wiedergutmachungszahlungen erreichte, zu denen sich Deutschland nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg im Vertrag von Versailles verpflichten musste.
Von 1919 bis 1932 stand das Land unter alliierter Geschäftsaufsicht. Die Besiegten sollten bis zu einem Existenzminimum Ersatz für die angerichteten Schäden zahlen, die Sieger wollten den erneuten Aufstieg Deutschlands zur Großmacht verhindern.
Doch der Friedensschluss von Versailles erwies sich als verderblicher Friede, vielfach wurde er als Kränkung empfunden, die Tribute moralisch nicht akzeptiert. Und nicht nur die Nationalsozialisten wussten die Reparationszahlungen für ihre Zwecke auszuschlachten. Auch die Konservativen kämpften gegen den so genannten Diktatfrieden, wie sich Franz von Papen nach der Vereinbarung von Lausanne erinnert:
Von Papen: "In Lausanne ging es um nicht mehr und nicht weniger als um das Schicksal des deutschen Volkes und mit ihm um die Zukunft der abendländischen Welt."
132 Milliarden Goldmark als Reparationen stellten die Alliierten schließlich in Rechnung, und das zu Zeiten, in denen ein Werkzeugmacher durchschnittlich gerade mal 1,00 D-Mark die Stunde verdiente.
Um Deutschland in die Lage zu versetzen, die horrenden Wiedergutmachungen zu erwirtschaften, mussten die Siegerländer dem ehemaligen Feind immer wieder riesige Summen leihen.
Zweimal kam es im Laufe der Jahre zu Schuldenerlassen, und jedesmal musste der ehemalige Feind neue Kredite gewähren, um Deutschlands Zahlungsfähigkeit nicht zu gefährden.
Doch es half alles nichts. Ende 1930, die Weltwirtschaftskrise hatte auch Deutschland erfasst, betrugen die Auslandsschulden rund 25 Milliarden Reichsmark, Deutschland hatte eine geliehene Währung. Das zeigte sich, als der Rückzug der ausländischen Kredite begann, die Reichsbank den Rest ihrer Reserven einsperren und die Banken die Schalter schließen mussten.
Reichskanzler Brüning setzte dem Abwärtsstrudel wenig entgegen, passte doch die Demonstration des wirtschaftlichen Zusammenbruchs Deutschlands unter der Last der Reparationen prima ins politische Kalkül.
Und in der Tat: Im August 1931 stellten internationale Sachverständige fest, dass Deutschland keine Reparationen mehr zahlen könne. Optimale Verhandlungsvoraussetzungen für Franz von Papen auf der Konferenz von Lausanne, um Deutschland endgültig von der Bürde der Wiedergutmachungszahlungen zu befreien:
Von Papen: "Der Bruch dieser Konferenz würde jeden wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland unmöglich gemacht haben. Es bestand die Gefahr weitgehender Schrumpfung des deutschen Wirtschaftslebens, weiter steigender Arbeitslosigkeit mit all ihren finanziellen Folgen im Reich, Ländern und Gemeinden und für die ungeheure Vermehrung sozialer Spannungen."
Für Deutschland war die Konferenz von Lausanne ein voller Erfolg. Die drückenden Schulden waren Geschichte und gleichzeitig konnte Verhandlungsführer von Papen dem deutschen Volk stolz vermelden:
Von Papen: "Im Namen Deutschlands melde ich schon heute erneut den Anspruch vor der ganzen Welt an, als Volk mit gleichen Rechten und gleichen Pflichten in der ganzen Welt behandelt zu werden."
Unter dem Strich - haben Historiker errechnet - war die Reparationspolitik für die Sieger ein Zuschussgeschäft. 13 Milliarden Mark Wiedergutmachung haben die Alliierten seit 1924 erhalten. Dem standen aber 28 Milliarden Mark gegenüber, die dem deutschen Staat geliehen werden mussten - Geld, das wegen der Kursverluste deutscher Wertpapiere, Einstellung von Zinszahlungen und einem Stillhalteabkommen im Rahmen der Bankenkrise 1931 zum großen Teil entwertet wurde.
Dreizehn Jahre lang lagen die Reparationen wie dunkle schwere Wolken über Deutschland. Die Debatte um die Wiedergutmachungen erregte damals Tag für Tag die Gemüter. Doch Franz von Papens Erfolg kam für die Weimarer Demokratie zu spät, denn nach weiteren dreizehn Jahren hatte der nationalsozialistische Diktator halb Europa in Schutt und Asche gelegt. Er hatte nur höhnische Worte für die Reparationen des Ersten Weltkrieges gehabt, denen er einen großen Teil seiner verführerischen Propaganda beim Aufstieg zur Macht verdankte.
Autorin: Gerda Gericke |
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