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27.10.1953: "Der Etappenhase" live
Millowitsch, 1909 in Köln geboren, stammte aus einer alten Theaterdynastie, die seit Ende des 18. Jahrhunderts in der Domstadt lebte, zunächst das hochverehrte Publikum mit Bänkelgesang und Puppenspiel unterhielt, später richtiges Schauspielertheater machte. Unter Vater Peter Millowitsch tat der kleine Willy dann die ersten Schritte auf der Bühne, die seine Welt werden sollte.

Mädchen für alles

"Ich brauche die Bühne, ich brauche das Theater. Ich darf Ihnen verraten, dass ich in meinem ganzen Leben nichts gelernt habe. Seit 1926 habe ich mit meinem Vater zusammen gespielt. Das heißt, ich war damals Mädchen für alles - Bühne putzen, Stühle sammeln, Plakate austragen, Reklame machen - aber so nach und nach bin ich dann in die Rollen gekommen. Damals war ich noch gar nicht gut, konnte ich gar nicht sein", bekannte Millowitsch im Oktober 1996 in einem Interview.

1936 fand die Bühne ihre endgültige Heimstatt an der Aachener Straße zu Köln. Bis Kriegsbeginn spielten die Millowitschs dort, dann machte man Fronttheater, Millowitsch und seine Schwester Lucy übernahmen die Leitung. Mit der Niederlage Deutschlands fiel zunächst der Vorhang. Doch schon im Herbst 1945 konnte Millowitsch im fast unzerstörten Theater wieder anfangen - mit tatkräftiger Unterstützung des damaligen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer, der befand: "Die Leute müssen wieder was zu lachen haben."

Unbändige Lust an derber Komik

Millowitsch erkannte schon früh die Bedeutung des damals noch jungen Mediums Fernsehen die Übertragung der Posse "Der Etappenhase" im Oktober 1953 bedeuteten den Durchbruch des Volkstheaters und seines Prinzipals.

Millowitsch sagte einmal: "Die liebste Rolle, die ich gespielt habe, war auch die Rolle, mit der ich damals beim Fernsehen angefangen habe - das war der "Etappenhase". Dieses Soldatenstück aus dem Ersten Weltkrieg ist so saukomisch, so lustig, so herrlich. Und das habe ich immer gern gespielt, wahrscheinlich über 1000 Mal."

Millowitsch wurde zum "kölschen Willy", zum Inbegriff rheinischen Frohsinns. Er spielte in zahlreichen Filmen, trat im Kölner Karneval auf, er sang Lieder, die zu kölschen Volksliedern wurden. Er machte Hörspiele, veröffentlichte Bücher. In späteren Jahren arbeitete er mit bedeutenden Regisseuren zusammen und bewies mit den Ausflügen ins ernste Fach, dass er ein großer Schauspieler war - dies auch in seinen Fernsehrollen als pensionierter Kriminalkommissar Klefisch.

Denkmal zu Lebzeiten

In den letzten Lebensjahren musste Willy Millowitsch schweren Herzens Abschied von seiner über alles geliebten Bühne nehmen. Sein Sohn Peter setzt heute die Familientradition fort. Auch die Töchter Mariele und Katharina haben sich dem Schauspielerberuf verschrieben. Vater Willy war bereits zu Lebzeiten in die Unsterblichkeit entrückt. Die Stadt Köln hatte ihn zum Ehrenbürger gemacht und ihm ein Bronzedenkmal gesetzt.

1999, zu seinem 90. Geburtstag, feierte ihn Köln mit einer riesigen Party. Das Fernsehen übertrug die Hommage an einen Mann, der wie kein anderer die Domstadt und ihre Menschen verkörperte. Und als Willy Millowitsch am 20. September 1999 starb, weinten die Kölner. Man bahrte ihn im Dom auf, eine Ehrung, die vor ihm als bisher einzigem weltlichen Bürger nur Konrad Adenauer zuteil geworden war.


Redaktion: Stephanie A. Frank

   
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