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14.10.1974: "IKEA" in Deutschland
Der erste IKEA-Markt in Deutschland wurde in Eching bei München eröffnet. Nur gut drei dutzend Produkte gab es damals, hauptsächlich Regale, Schränke und Sitzmöbel aus Kiefernholz und alle hatten schon damals Namen wie Ivar, Bosse, Uffe, Ingo oder Visdalen.

Wofür IKEA eigentlich steht, wussten in den 1970er-Jahren genauso wenige wie heute. IKEA ist schlicht die Abkürzung für den Gründer, den schwedischen Kaufmann Ingvar Kamprad aus Elmtaryd in Agunnaryd - abgekürzt - I K E A.

Als das Geschäft in Deutschland beginnt, ist es in Skandinavien bereits seit 20 Jahren erfolgreich. Gestartet als Versandhaus für Wäscheklammern, Bleistifte und Streichhölzern war IKEA zum Möbelhaus avanciert, das zunächst Stühle auf Milchwagen versandte und später aufgrund des enormen, kaum zu bewältigenden Kundenansturms die Käufer ihre Möbel selbst abholen ließ. So sollte es auch in Deutschland gehen.

Rolf Witthaus, damals 27, fand das zwar spannend, dachte aber: "Das klappt nicht, Möbel wie Butter und Käse zu verkaufen. Das geht in Deutschland nicht".

Die Möbel zum Selbstbauen sorgen anfangs für beißenden Spott. Da heißt es: legal - illegal - Ikearegal. Grund: Die anfängliche Minderqualität und Schwierigkeiten mit den gezeichneten Bauanleitungen ohne Wort. Doch die Mitarbeiter schwören: "Es geht immer, wenn man sich an die Zeichnungen hält."

In all den Jahren gab es nur einen wirklichen Firmen-Skandal. Ausgerechnet beim Regalklassiker Billy wurden Ausdünstungen von Formaldehyd festgestellt. Eine Rückrufaktion und eine Produktionsänderung verhinderte Schlimmeres.

Ohnehin war Mitte der 1980er das Angebot bereits hochwertiger und breiter. Es gab schon erste Arbeitszimmer- und Kücheneinrichtungen, sowie Accessoires. Einen richtigen Ladenhüter hätte es nicht gegeben, meint Lutz Herbst: "Wir hatten mal ein Boule-Service, dessen Farbe war so grell, dass wir glaubten, das geht nie weg. Aber die Farben waren so schrill, dass es schon wieder modern war und die Leute rissen sich darum wie um geschnitten Brot."

Ein großer Teil des Aufstiegserfolgs von IKEA in Deutschland wird dem guten Arbeitsklima zugeschrieben. In den flachen Firmen-Hierarchien dürfen Mitarbeiter ausdrücklich Fehler machen, so Firmengründer Ingvar Kamprad gegenüber den deutschen Mitarbeitern: "Das ist so eine Sache von Ingvar. Der sagt, wer keine Fehler macht, der arbeitet auch nicht. Keiner setzt auf Hierarchien, Statussymbole oder autoritäre Führung."

Neben der gezielten Mitarbeiterförderung hat sich IKEA Deutschland im Umweltschutz stark gemacht. Alle Mitarbeiter erhalten seit 1993 eine Umweltausbildung und die Zulieferer werden auf recyclebare Werkstoffe eingeschworen, Holz überwiegend aus Spezialforstungen verwendet.

IKEA war schon vor Maueröffnung bekannt, die Angebots-Kataloge wurden eingeschmuggelt und gelesen, obwohl man nichts erwerben konnte: "Nein, aber die Menschen in der damaligen DDR waren sehr erfindungsreich und haben sich einfach nur Anregungen geholt."

IKEA sei Philosophie - modernes unkompliziertes Wohnen - die Entdeckung von Lebenswelten und Umständen heißt es in einer Firmenbroschüre. Solche Aussagen interessieren die Käufer nicht. Was bindet sie? "Gar nichts. Nur der Preis und das Design ist auch o.k."

Preis und Design. Der wahre Erfolg der letzten Jahre beruht auf firmeneigenen Designern und auf eigene Produktion. Für einen Schrank werden weltweit z.B. auf vier Jahre Kapazitäten in Millionenauflage geblockt. Da kann kaum jemand mithalten.

Lutz Herbst: "Als wir in Deutschland anfingen, kamen erst mal die jungen Leute der 68er. Die sind heute Rechtsanwälte und Politiker und erinnern sich noch daran und kommen heute noch zu uns einkaufen."

Für Rolf Witthaus hat sich der Arbeitsumfang schon erhöht, es ist spannender geworden: "Aber vom Konzept her hat sich wenig verändert. Der wichtigste Mitarbeiter ist immer noch der Kunde. Selber aussuchen, selber mitnehmen, selber aufbauen. Das war so und das wird sich auch nicht mehr ändern."

So bringt Ikea günstige Möbel nur gegen Aufpreis nach Hause. Da sollen, so das Unternehmen, auch die nächsten Jahrzehnte die Appetitmacher in Millionenauflage landen.


Autor: Wolfgang Dick

   
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