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9.2.1904: Überfall auf Port Arthur
Als am Morgen des 27. Januar 1904 über dem Gelben Meer die Sonne aufging, bot sich Vizeadmiral Togo Heihachiro ein einzigartiger Anblick. Vor ihm und seinem Flottenverband, dem neben einigen Torpedobooten 15 Schlachtschiffe und Kreuzer angehörten, lag das Gros der russischen Pazifikflotte vor Anker. Die Blockade von Port Arthur hatte begonnen.

Port Arthur ist eine kleine Stadt auf der chinesischen Halbinsel Kwantung. Auf der westlichen Seite durch den Golf von Liaotung von China und auf der östlichen durch die koreanische Bucht vom Kaiserreich Korea getrennt. Die Möglichkeit, von hier aus die Po-Hai-Straße und den Eingang in das Gelbe Meer zu kontrollieren, machte Kwantung zu einem Brennpunkt beim Kampf um die Vorherrschaft im ostasiatisch-pazifischen Raum.

Von Port Arthur aus, immerhin ein ganzjährig eisfreier Hafen, glaubte der russische Zar, seine wirtschaftlichen Interessen in Ostasien am besten schützen zu können. Im Gebiet zwischen China und Korea sollten die Russen aber auf Japan stoßen, das seinen Einfluss auf das asiatische Festland ausdehnen wollte.

Unter Feuer

Am 9 Februar schließlich eröffneten die Japaner das Feuer auf die russische Pazifikflotte vor Port Arthur. Eine Kriegserklärung hatte es nicht gegeben, sie sollte erst einen Tag später erfolgen. Bevor Vizeadmiral Togo angriff, hatten Landungsschiffe starke Verbände auf der Halbinsel Kwantung abgesetzt. Auf diese Weise wurde nicht nur die Flotte angegriffen, auch ihr Stützpunkt Port Arthur geriet von zwei Seiten unter Feuer.

Auf den ersten Blick mussten sich die Russen nicht sorgen. Die materielle Überlegenheit der Japaner zu See schien nicht gerade erdrückend, und der Nachschub durch die gerade fertig gestellte Transsibirische Eisenbahn war gesichert. Aber warum setzten sich die Japaner dennoch so schnell und eindeutig durch?

Niederlage der Russen

Die Russen waren nicht nur materiell unterlegen, sie wurden auch durch den Angriff überrascht. Einen Angriff ohne Kriegserklärung war das Letzte, was die russischen Militärs erwartet hatten. Und ein weiteres tat die Ignoranz, die aus westlichem Dünkel geborene Überheblichkeit einem nichteuropäischen Land gegenüber.

Der russische Nachschub auf dem Landweg funktionierte zwar ganz ausgezeichnet, und schließlich setzte der Zar auch seine Ostseeflotte in Marsch. Doch die grundsätzliche Überlegenheit Japans in Bezug auf gute Ausbildung und hohe Motivation setzte sich durch, auch ihre technische Qualität gegenüber der reinen Quantität auf russischer Seite.

Mit der Niederlage von TsuShiMa war der Krieg praktisch entschieden, und auch im Landkrieg setzten sich die Japaner durch.

Friede von Portsmouth

Im September 1905 vermittelt der US-Präsident Theodore Roosevelt einen Frieden zwischen Japan und Russland. Für den unterlegenen Zaren bedeutet dies den Anfang vom Ende. Gedemütigt durch die vernichtende Niederlage gegen ein bis dahin unbekanntes Land, durch den beinahe kompletten Verlust ihrer Kriegsmarine, erheben sich in St. Petersburg die Russen gegen ihren Herrscher. Der kann die Revolution von 1905 noch einmal blutig niederschlagen, doch zwölf Jahre später ist die Zeit der zaristischen Monarchie endgültig vorbei.

Für die Japaner bedeutet dieser Sieg der Beginn einer Vormachtstellung in dieser Region, die rund 40 Jahre bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern sollte. Und es liegt eine gewisse Ironie darin, dass Japan als Hegemonialmacht Südostasiens ausgerechnet von jener Nation abgelöst werden sollte, die den Frieden mit Russland eingefädelt hatte, den USA. Der Frieden von Portsmouth beendete den russisch-japanischen Krieg, der am 9. Februar 1904 mit dem Überfall auf Port Arthur begonnen hatte.


   
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