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10.2.1987: Hans Rosenthal tot |
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Zwei Worte haben ihn populär gemacht: "Dalli, Dalli", das war für Hans-Rosenthal ein Synonym. "Dalli, Dalli", der Titel des simplen Ratespiels im Zweiten Deutschen Fernsehen, das über 150 Mal ausgestrahlt und über all die Jahre unverändert beliebt beim Publikum war.
Das hätte auch als Motto für das Leben des Hans Rosenthal gelten können. Unermüdlich erfand er neue Quiz- und Unterhaltungssendungen für den Hörfunk und das Fernsehen. Zu seinem Erfolgsrezept gehörte, jegliche Dissonanzen aus seinen Sendungen herauszuhalten. Dies monierten Kritiker als "langweilende Harmlosigkeiten", mussten aber eingestehen, das gerade seine unglaublich sympathische Durchschnittlichkeit ihn zum beliebtesten Showmaster Deutschlands machte.
Hans Rosenthal liebte sein Publikum, er sagte einmal: "Ich genieße das auch und freue mich darüber, denn wenn man eine Sendung macht, die vielen gefallen soll und ankommt, dann ist das ein Grund stolz zu sein. Aber ich glaube, der Hauptgrund liegt darin, dass ich, wenn ich auf der Straße bin, einer wie sie bin - kein Star. Ich mache die Arbeit so, und der andere macht die Arbeit so, und dann treffen wir uns irgendwie, und darin liegt das ganze Geheimnis."
Ein vielfach ausgezeichneter Berliner
Er war schlagfertig, hatte Temperament und schwamm auf einer Welle der Zuneigung. Er gönnte sich keine Ruhe, arbeitete Tag und Nacht und verlor dennoch nie den Kontakt zu den Menschen, zu seinem Publikum, zu seinen Show-Gästen: "Die Menschen, die man zeigt, interessieren mich auch sehr."
Das Leben des geborenen Berliners war rasant. Eine Quizsendung jagte die andere. Gleichzeitig war er Regisseur populärer Unterhaltungssendungen und jahrelang Abteilungsleiter für Unterhaltung beim RIAS. Er sammelte Auszeichnungen wie den Goldenen Bildschirm, silberne Kamera, einen Bambi, die goldene Kamera und das Bundesverdienstkreuz. Zeit für Privates blieb ihm kaum: "Ich habe noch eine Skatrunde auf der Insel Föhr, wo ich sehr eifrig spiele. Aber ansonsten bin ich durch meinen Beruf sehr ausgelastet, weil der auch mein Hobby ist."
Doch der vom Erfolg und Glück verwöhnte Hans Rosenthal hatte in Deutschland das dunkelste Kapitel in seiner Geschichte kennen gelernt. Hans Günther Rosenthal wurde am 2. April 1925 in Berlin als Sohn jüdischer Eltern geboren. Was es unter der Herrschaft der Nationalsozialisten bedeutete, Jude zu sein, bekam die Familie bald zu spüren.
Eine dunkle Zeit unter den Nationalsozialisten
Vater Rosenthal, Angestellter bei der Deutschen Bank, wurde 1937 entlassen. Die Familie musste den Judenstern tragen. Hans Günther Rosenthal musste sich Hans Isaak Rosenthal nennen. Sein Vater starb bald darauf, vier Jahre später folgte ihm die Mutter. Hans und sein kleiner Bruder Gert kamen ins Heim.
Mit 16 Jahren wurde Hans Rosenthal zur Zwangsarbeit verpflichtet - als Totengräber auf dem Friedhof Fürstenwalde. Aus Angst vor der Deportation flüchtete er zu einer alten Freundin seiner Mutter und überlebte die beiden letzten Kriegsjahre in einem winzigen Verschlag in einer Laubenkolonie.
Nach dem Krieg suchte er seinen Bruder und fand lediglich einen knappen Vermerk des Roten Kreuzes: Gert Rosenthal, neun Jahre, Waise, 1943 abtransportiert nach Auschwitz.
Für ein besseres Miteinander
Die Ängste und der Zorn über sein erstes Leben, haben sein zweites nicht überschattet. Bereits 1945 begann der gerade 20-Jährige beim damals noch russischen Berliner Rundfunk als Volontär. Später wechselte er zum RIAS, wo seine Karriere als "Meister der Massenunterhaltung" begann. Doch seine Erinnerungen nahm er in sein neues Leben mit: "Schließlich bin ich auch noch politisch tätig als Vorsitzender der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Also da gibt es noch einen ganz anderen Rosenthal."
Was hinter der öffentlichen Fassade des immer netten Quizmasters viele nicht vermuteten: Neben seinen Aktivitäten in der Jüdischen Gemeinde war Hans Rosenthal bis 1980 auch Direktoriumsmitglied im Zentralrat der Juden. Seine zwei Kinder wurden im jüdischen Glauben erzogen. Rosenthal war einer, der sein eigenes schweres Schicksal nicht vergessen oder verdrängt hatte, sondern einer, der mit seinen Mitteln und mit seiner großen Popularität auch hier seinen Beitrag zu einem besseren Miteinander leisten wollte. Hans Rosenthal starb am 10. Februar 1987 an einem Krebsleiden.
Der damalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin Heinz Galinski in einem Nachruf: "Hans Rosenthal hat seine Energie der Jüdischen Gemeinde zur Verfügung gestellt. Er hat es trotz seines schweren persönlichen Schicksals der Verfolgungszeit als sein besonderes Vermächtnis angesehen für die Verständigung unter den Menschen zu werben. Hans Rosenthal war einer der besten Botschafter des Judentums."
Autorin: Doris Bulau |
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