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1.4.1930: "Blauer Engel" uraufgeführt
Die Premierenvorstellung des "Blauen Engel" war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Die Billett-Schwarzhändler hatten Hochkonjunktur - es hatte sich nämlich bis zum Schluss das Gerücht gehalten, der Film dürfte gar nicht gezeigt werden.

Der Autor der Romanvorlage, Heinrich Mann, wäre ein bisschen zu linksliberal, und der Stoff höchst anrüchig: Seriöser Gymnasialprofessor verfällt einem Kabarettflittchen.

Der Dramatiker Carl Zuckmayer machte aus Heinrich Manns Roman "Professor Unrat" einen Filmstoff mit dem Titel: "Der Blaue Engel"; "Professor Unrat" klänge zu stur. Der junge Starregisseur Josef von Sternberg wurde aus Hollywood geholt.

Wer spielt wen?

Emil Jannings, gerade mit dem Oscar ausgezeichnet, sollte den Professor spielen. Die Besetzung der Lola Lola war schwierig. Sternberg wollte Brigitte Helm, den Star aus "Metropolis", aber die war auf Jahre hinaus ausgebucht. Heinrich Mann hätte gerne seine Freundin Trude Hesterberg für die Rolle gehabt - die aber war Sternberg nicht bekannt genug. Emil Jannings hingegen wollte gerne die Theaterschauspielerin Lucie Mannheim - die war Sternberg zu seriös. Lola muss vulgär sein.

Sternberg stellte das Problem zurück und kümmerte sich um die Nebenrollen. Der Kraftartist Mazeppa würde dem Professor am Schluss seine Lola ausspannen. Sternberg wurde auf einen gewissen Hans Albers aufmerksam gemacht, Draufgänger in Person. Sternberg sah sich das Lustspiel an, mit dem Albers zu dieser Zeit in Berlin auf der Bühne stand - dass Albers den Mazeppa spielen sollte, war sofort klar.

Aber da war noch diese junge Frau in einer winzigen Nebenrolle. Eine Frau mit provozierend schönen Beinen und einem aufreizenden Körper, fleischgewordene Verführung mit einem ironischen Lächeln auf den Lippen: Sternberg ließ Frau Marlene Dietrich schon am nächsten Tag zu Probeaufnahmen ins Studio einladen.

Fleischgewordene Lola

Marlene Dietrich sagte später darüber: "Da hat der Sternberg zu mir gesagt, ich soll da raufklettern und mich da raufsetzen auf das Klavier. Und dann hat er gesagt zu mir, haben sie nicht dieses Lied mitgebracht? Man hat Ihnen doch gesagt, Sie sollen ein Lied mitbringen für die Probeaufnahme. Da hab ich gesagt, ich hab kein Lied mitgebracht, weil ich ja sowieso die Rolle nicht kriege. Schnoddrige Berliner Schnauze - nicht? Und das hat natürlich den Sternberg intrigiert, denn alle Schauspielerinnen, die sind ja über sich rüber gefallen, über die Beine, um die Rolle zu bekommen. Und da sitzt doch dieses schnoddrige Kind da von der Schauspielschule und sagt: "Ich krieg ja sowieso die Rolle nicht." Das hat ihn intrigiert."

Und weil sie sich genau so benahm wie Lola Lola, wurde Marlene Dietrich engagiert. Mit der Musik für den Film war Friedrich Holländer beauftragt worden. Er hatte einen langsamen, sinnlichen Walzer geschrieben. Er hatte nur noch keinen richtigen Text; nur das, was Schlagertexter einen "Schimmel" nennen. Irgendwelche Sätze, die sich am Ende reimen, damit man die Melodie vorsingen kann. Und Marlene schlägt die seidenbestrumpften Beine übereinander und singt.

Wie groß dieser Erfolg sein würde, hatte keiner auch nur annähernd abgeschätzt. Darum hatte die UFA auch darauf verzichtet, der Dietrich einen Anschlussvertrag anzubieten. Und als den Direktoren im tosenden Premierenapplaus langsam klar wurde, welchen Schatz sie da hatten, war die Dietrich schon fort. In Hollywood warteten Sternberg, die Paramount und eine Weltkarriere.


Autorin: Catrin Möderler
   
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