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12.7.1937: "Guernica" zum ersten Mal ausgestellt |
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"Guernica, Stadt von 5000 Einwohnern buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht. Angriff erfolgte mit 250 kg und Brandbomben. Die 250er warfen eine Anzahl Häuser um und zerstörten die Wasserleitung (...) keiner konnte mehr Strassen-, Brücken- und Vorstadtziel erkennen und warf nun mitten hinein. Die Brandbomben hatten nun Zeit sich zu entfalten und zu wirken. Bombenlöcher auf Straßen noch zu sehen, einfach toll."
So beschreibt der Oberbefehlshaber von Richthofen den deutschen Angriff der "Legion Condor" auf Guernica am 26. April 1937 in seinem Kriegstagebuch. In Spanien tobte der Bürgerkrieg. Zweieinhalb Jahre kämpften die Truppen des Faschisten und späteren Diktators Francisco Franco gegen die republikanische Regierung.
Während die bedrängten Republikaner vergeblich auf die Hilfe Englands und Frankreichs hofften, hatte der spätere Sieger Franco mit Deutschland und Italien mächtige Verbündete.
Die nationalsozialistische Propaganda aber bestritt das Bombeninferno: "Das sind die Ruinen der altspanischen Stadt Guernica. Die jüdische Lügenpresse behauptete, deutsche Flugzeuge hätten die Stadt bombardiert. Jedoch musste die internationale Weltpresse diese Meldung sehr bald als Pressemanöver der Bolschewisten brandmarken, welche selbst beim Verlassen der Stadt Haus für Haus niedergebrannt haben."
Doch die Faschisten lügen zu offensichtlich. Zu viele Menschen haben die deutlich gekennzeichneten Flugzeuge gesehen, zu laut die Lobeshymnen auf die eigene "Legion Condor". Die heilige Stadt der Basken geriet ins Visier der Putschisten unter Franco, weil der republikanische Gegner im seit 1936 tobenden Bürgerkrieg demoralisiert werden sollte. Und Hitler als Verbündeter des späteren Siegers Franco wollte die Möglichkeiten seiner modernen Luftwaffe testen. Zwei Jahre später wusste die Welt warum.
Guernica wurde zum Symbol. Hier hatte die Armee der Putschisten den Terror gegen die Bevölkerung zum Prinzip erhoben, der Angriff der deutschen "Legion Condor" war in der europäischen Geschichte der erste massive Bombenangriff auf die wehrlose Zivilbevölkerung einer ganzen Stadt. Das Grauen festgehalten hat der spanische Maler Pablo Picasso in seinem weltberühmten Antikriegsgemälde "Guernica", das unmittelbar danach entsteht und am 12. Juli 1937 das erste Mal ausgestellt wurde.
"In Guernica ist die Zivilisation ermordet worden", zürnt der sonst eher unpolitische Künstler. In Frankreich im Exil lebend, soll er im Auftrag der republikanischen Regierung Spaniens ein großes Wandbild für den spanischen Pavillon der kommenden Weltausstellung in Paris malen. In wenigen Wochen füllt er acht mal drei Meter Leinwand, inspiriert und schockiert von Augenzeugenberichten.
Der New Yorker Kunsthistoriker Robert Rosenblum: "Wenn man sich ein Bild vom Weltuntergang vorstellte, insbesondere von der modernen Welt, wie wir sie kennen, würde es so aussehen. Eine Art Aufflammen, das uns völlig blendet und dann das Gefühl des endgültigen Chaos. Schreiende Frauen und Kinder, ein Stier, ein Pferd, ein Bild des Schocks und des Traumas, das unser ganzes Grausen am Rande des Abgrunds enthält. Das ist das Bild Guernica, es verkündet eindrucksvoller und mächtiger als alles andere die Botschaft vom Krieg, vom Zerstörungspotential des 20. Jahrhunderts."
"Es ist ein Bild, aus dem alles Blut ausgeströmt ist, ein graues, leichengraues Bild in dem es kein Leben gibt." Guernica sei das größte und bedeutendste Historiengemälde unseres Jahrhunderts, meint der Pariser Kunsthistoriker Werner Spies. "Guernica kündet die Bombardements bis zu Dresden und Hiroshima an. Guernica zeigt, dass die Menschheit nun Großteil ihrer Existenz im Keller, im Untergrund zu verbringen hat."
Nie zuvor sei Krieg so exemplarisch in einem Kunstwerk dargestellt worden, und von so bleibender Gültigkeit. Bewusst hat Pablo Picasso auf politische Symbole verzichtet, und doch ist das Bild provokativ genug, die Öffentlichkeit bei der Eröffnung der Weltausstellung, am 12. Juli 1937 in Paris, für einen Moment aufblicken zu lassen.
Überliefert ist wie ein SS Offizier, Besucher der Weltausstellung, auf das Bild deutend fragt: "Haben Sie das gemacht?" und Picasso antwortet: "Nein, Sie."
Inzwischen gehört das Gemälde dem spanischen Volk. Kurz vor Picassos 100. Geburtstag kam es in den Prado.
Autorin: Gerda Gericke |
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