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13.7.1967: Rassenunruhen in Newark |
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Newark, US-Bundesstaat New Jersey. Ein schwarzer Taxifahrer wird von weißen Polizisten angehalten. Was so mit dem Vorwurf einer alltäglichen Verkehrswidrigkeit am 13. Juli 1967 begann, endete in gewalttätigen Unruhen, die über 20 Tote forderten.
Aufgeregte Stimmen beschreiben, was zwischen dem 13. und 17. Juli 1967 vor den Türen New Yorks passierte: Tausende von Schwarzen gingen auf die Barrikaden, Molotov-Cocktails flogen gegen Polizisten. Schaufensterscheiben wurden eingeschmissen, Geschäfte geplündert, und es war die Rede von schwarzen Heckenschützen, auch wenn später kein einziger Schwarzer wegen dieses Vorwurfs angeklagt wurde.
Das Life-Magazin bezeichnete die Ereignisse des Jahres 1967 als "voraussehbaren Aufstand", waren die unhaltbaren Zustände der 400.000 Einwohner zählenden Stadt doch hinlänglich bekannt: Newark wies die schlechteste Wohnungssituation im ganzen Land auf und die höchste Kriminalitätsrate: 15 Prozent der Schwarzen waren ohne Arbeit.
Die Entscheidung, mitten im schwarzen Ghetto statt neuer Wohnungen eine Medizinschule zu bauen, wurde als weiterer Beweis dafür angesehen, dass eine weiße Minderheit die Interessen der schwarzen Bevölkerungsmehrheit ignorierte. Als Bürgermeister Hugh Addonizio dann auch noch einen Parteifreund gegen einen besser qualifizierten schwarzen Bewerber für eine Position in der Erziehungsbehörde durchsetzen wollte, standen die Zeichen auf Sturm.
Die Verhaftung des schwarzen Taxifahrers John Smith in der Nacht vom 13. Juli, nach Zeugenaussagen eine rassistisch motivierte Maßnahme, brachte das Fass zum Überlaufen. Innerhalb weniger Minuten versammelten sich schwarze Demonstranten vor dem Polizeigebäude. Erste Steine flogen. Die Schwarzen hatten das Vertrauen in die Führung der Stadt verloren, die sich taub gegenüber ihren Forderungen nach Gerechtigkeit gezeigt hatte.
Der Aufstand war nicht organisiert. Phil Hutchings von der studentischen Bürgerrechtsvereinigung SNCC bezeichnete die beteiligten Schwarzen als "junge Leute, die nichts zu tun und nichts zu verlieren" hatten. Zum ersten Mal zeigten sich auch deren Eltern und Angehörige der schwarzen Mittelklasse solidarisch. Sie erkannten, dass es um ihre Interessen ging.
Mit dem Ruf "Black Power" stürmten Zehntausende Schwarze durch die Geschäftsviertel von Newark. Es war die größte Demonstration schwarzer Menschen beteiligten, die Newark je gesehen hatte. "Es war eine Abstimmung mit den Füßen. Sie forderten in gewisser Weise etwas, was sie als ihr Eigentum betrachteten", meinte der Bürgerrechtler spätere amerikanische Senator Tom Hayden.
Die 1400 Mann starke Polizeitruppe war schnell überfordert. Laut einem Bericht der New York Times vom 14. Juli fragten Polizisten über Funk, wann sie endlich "scharf schießen" dürften. Als dann berichtet wurde, ein Einsatzwagen habe statt Platzpatronen scharfe Munition eingesetzt, hieß es nur noch: "Endlich - macht ihnen die Hölle heiß." Das erste Opfer war der 28-jährige Schwarze Tedock Bell, der nachweislich an keinerlei Gewalttätigkeit beteiligt war.
Nachdem Gouverneur Hughes die Vorgänge in Newark als "offene Rebellion" eingestuft hatte, stand die schwarze Gemeinde der Stadt für mehrere Tage unter militärischer Belagerung durch 3000 Männer der Nationalgarde und 500 weiße Mitglieder der Staatspolizei. Sie durchkämpften die Straßen der schwarzen Wohnviertel mit aufgesetzten Bajonetten, "um die Ordnung", wie es hieß, wiederherzustellen.
Die Bilanz dieses Vorgehens: 22 Tote, davon 20 Schwarze, über 1000 Verwundete und über 1000 Verhaftete. Über 100 Geschäfte und unzählige Wohnungen von Schwarzen wurden durch die Polizei verwüstet oder beschädigt.
Mit Blick auf die heute noch bestehende Rassendiskriminierung und gewalttätige Übergriffe der Polizei auf Schwarze klingt die Einschätzung der Unruhen in Newark 1967 durch den New Yorker Bürgerrechtler und Anwalt Reverend Al Sharpton fast wie eine Warnung:
Reverend Al Sharpton: "I think that is was where people had gotten too far in engaged in a negligence of government, engaged in a situation where they had taken more than they felt that they could take. And clearly there was an explosion. And I think that people go as far as they can. And when they feel they cannot get redressed an explosion occurs."
("Es hat mit der Erfahrung der Menschen zu tun, dass sie von der Regierung vernachlässigt wurden und mehr toleriert hatten, als sie eigentlich ertragen konnten. Das führte zur Explosion. Ich denke, die Menschen gehen bis an die Grenze des Erträglichen. Doch wenn dann nicht auf ihre Anliegen eingegangen wird, dann kommt es zu einer Explosion.")
Autor: Michael Kleff |
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