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25.8.1960: Olympische Spiele mit Wilma Rudolph
Die Olympischen Sommerspiele 1960 gehen als erstes großes Fernseh-Spektakel, das in Deutschland zu sehen ist, in die Geschichte ein. Vom TV-Gerät, dass vom Luxus-Artikel zum Gebrauchsgegenstand geworden ist, begleiten die Sportfans Armin Hary, wie er bei seinem Weltrekord-Lauf über 100 Meter die Jahrzehnte währende Vorherrschaft der US-Amerikaner beendet, und sie jubeln Martin Lauer zu, der über die 110-Meter-Hürden einen neuen Weltrekord aufstellt.

Der Star der Spiele von Rom aber heißt Wilma Rudolph - die US-Amerikanerin hat den Frauen-Sprint geradezu revolutioniert: "Als Wilma Rudolph das Zielband zerreißt, weiß keiner der Reporter, wer Silber und Bronze gewonnen hat. Alle Augen sind auf die "Schwarze Gazelle" gerichtet, die mit drei Metern Vorsprung, superschnell und strahlend schön zum Sieg geeilt ist."

Dabei hat das Leben der Wilma Rudolph mit einem Hindernislauf begonnen: Am 23. Juni 1940 wird sie geboren als 20. von 22 Kindern in Clarksville im US-Bundesstaat Tennessee. Wilma ist das Sorgenkind der Familie. Mit vier Jahren hat sie bereits eine Krankengeschichte vorzuweisen, wie andere in einem ganzen Leben: Sie erkrankt an doppelseitiger Lungenentzündung, zudem an Scharlach.

Doch das Schlimmste: sie bekommt Kinderlähmung, ihr linkes Bein bleibt über Jahre hinweg unbeweglich. Die Familie umsorgt Wilma liebevoll, und Wilma gewinnt in dieser Zeit wichtige Erkenntnisse: Man muss im Leben kämpfen, darf sich niemals aufgeben; man muss stets an die eigene Kraft glauben und man muss sich in Geduld üben. Täglich wird Wilmas steifes Bein massiert, abwechselnd von Eltern und Geschwistern.

Täglich üben sie mit ihr Ballspiele. Vergeblich? Nein, eines Tages, Wilma ist acht Jahre alt, sieht die Mutter, wie Wilma ihren schweren orthopädischen Stiefel ausgezogen hat und barfuss Würfe auf den Basketballkorb im Garten platziert. Erst zaghaft und dann immer mutiger und sicherer.

Und sie schafft das scheinbar Unmögliche, sie lernt Laufen und Springen, und sie entwickelt beim Basketballspielen einen unbändigen Ehrgeiz. Mit 14 Jahren gehört sie zu den besten Korblegerinnen in ganz Tennessee, und als 15-jähriger Backfisch qualifiziert sich Wilma Rudolph für die US-Sprintstaffel, die in Melbourne 1956 die olympische Bronzemedaille gewinnt.

Danach hat sie genug vom Wettkampfstress. Zwei Jahre läuft Wilma Rudolph kein Rennen, ehe sie sich 1959 auf der Aschenbahn zurückmeldet - inzwischen zur hübschen jungen Dame von 1,80 Meter gewachsen, die in grazilem, elegantem Laufstil über die Bahn schwebt.

Doch die wahre Leistungsexplosion erfährt Wilma Rudolph ein Jahr später in Rom. Neben den 100 Meter und mit der 4x100-Meter-Staffel ist Wilma Rudolph auch über die 200-Meter-Distanz eine Klasse für sich: Die Journalisten sind nicht müde, immer neue Superlative für Wilma Rudolph zu formulieren: Die bildschöne, junge Frau, die schlank ist wie ein Mannequin, aber nicht so zerbrechlich, ist zum Laufen geboren worden. Sie schwebt, sie fliegt über den Boden, völlig losgelöst, ohne Kampf, leicht dahin pendelnd.

Jeder Wettlauf, so glaubt Wilma Rudolphs Rivalin Jutta Heine, ist auch eine Demonstration für die Black Power in den USA: Als Wilma Rudolph 1962 ihre kurze, aber ungewöhnliche Karriere beendet, ist sie drei Jahr lang ungeschlagen geblieben.

Doch ihr weiteres Leben verläuft nicht so gülden wie in der Sportarena: zweimal wird die Mutter von vier Kindern geschieden. Lukrative Werbeangebote schlägt die Sportlehrerin aus. Dennoch engagiert sie sich dennoch für Wohltätigkeitsprojekte und ruft die Wilma-Rudolph-Stiftung für unterprivilegierte Kinder ins Leben. Ihre Autobiografie "Wilma" wird zum Bestseller und 1980 verfilmt.

Wilma Rudolphs Leben allerdings endet ohne Happy End im Alter von nur 54 Jahren. Die einstmals schnellste Frau der Welt stirbt am 12. November 1994 plötzlich und unerwartet an den Folgen eines Gehirntumors. Auch über ihren Tod hinaus ist Wilma Rudolph ein Vorbild geblieben: Erst im Juli des Jahres 2000 wurde die Zweite Gesamtschule in Berlin-Zehlendorf umbenannt in Wilma-Rudolph- Oberschule.

Autorin: Karin Jäger
   
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