Kalenderblatt dw.com
 
11.1.1959: Traumpaar auf dem Eis
Audio
Wenn Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler auf dem Eis standen, erlahmte in Westdeutschland das gesellschaftliche Leben. Die Nation hing gebannt an den Bildschirmen, wenn das jugendliche Traumpaar zu immer neuen Wettkampferfolgen lief.

Mit fünf Minuten mitten in die Herzen

In einer Rundfunkübertragung hieß es damals: "Jetzt wieder Anlauf zur Zirkelspirale, Marika ganz graziös mit der Hand unten, neigt sich weit nach vorn. Ein Einzelaxel hineingesprungen, ein Schleuderaxel - und die Schlusspirouette. Das ist das Ende der Fünfminuten-Kür. Und die 4.000 Zuschauer sind begeistert!"

Die Läufer, die in diesen fünf Minuten die Herzen der Deutschen eroberten, waren fast noch Kinder. Marika Kilius war 15 Jahre alt, Hans-Jürgen Bäumler 16. Trotz ihrer Jugend war ihr Vortrag so ausgereift, dass sie die Deutschen Meisterschaften im Paarlauf am 11. Januar 1959 souverän gewinnen konnten. Auch wenn sie selber nie damit gerechnet hatten.

Marika Kilius sagte damals: "Wir haben uns sehr gefreut, dass wir es geworden sind. Denn wir haben im Training nicht damit gerechnet, denn die Paare waren alle sehr gut. Und wir freuen uns doch jetzt sehr, dass wir es geworden sind!" Und Hans-Jürgen Bäumler: "Wir hatten sehr große Angst, und wir hätten nie geglaubt, dass wir das schaffen würden. Das Eis war sehr hart und tückisch. Es ist manchmal ausgebrochen, und es war sehr schwer, darauf zu laufen."

Meister, Meister, Meister

Mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft am 11. Januar 1959 begann für das Eiskunstlaufpaar eine beispiellose Erfolgsserie. Wenige Wochen später wurden Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler Europameister, dann Weltmeister.

Der Begriff Kilius/Bäumler wurde zum Synonym für deutsche Spitzenleistungen im Eiskunstlauf. Von 1959 bis 1964 verteidigten die blonde Frankfurterin und der schwarzhaarige Münchner souverän ihren Titel als Europameister. Ihre schärfsten Konkurrenten waren die Russen Oleg und Irina Protopopov. Die Duelle der beiden Spitzenpaare waren die unangefochtenen sportlichen Höhepunkte der frühen 1960er-Jahre.

Stolperstein Olympiade

Olympische Winterspiele jedoch wurden zum Stolperstein für die Goldhoffnung Kilius/Bäumler. Sowohl 1960, als auch 1964 mussten sich die beiden mit Silber zufrieden geben. Beide Male derselbe kleine Fehler: In einer Waagepirouette, die eigentlich exakt parallel gedreht werden soll, gerieten sie aus dem Gleichmaß. Deutlicher Punktabzug, auch wenn die Kür ansonsten perfekt war.

Raus aus den Eishallen

Nach der Olympiade 1964 wechselten Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler ins Show-Geschäft. Sie traten in Eis-Revuen auf, drehten Musikfilme und sangen Schlager. Marika wechselte später in einen bürgerlichen Beruf und blieb ihm treu, Marika Kilius: "Ich habe mit Immobilien angefangen, das mache ich jetzt schon seit vielen Jahren, das ist auch so weit erfolgreich. Wenn ich Lust habe und ich habe ein schönes Objekt, dann weiß ich auch, ich verkaufe das. Und wenn ich Sachen rein bekomme, wo ich sage, da muss ich mich 150 Mal drehen, bevor da was passiert, dann lass ich es lieber."

Hans-Jürgen Bäumler gelang der Schritt auf die Bühne. Mit Hauptrollen in Erfolgsserien wie "Salto mortale", Theaterengagements und Fernsehmoderationen knüpfte er an alte Erfolge an: "Ich habe versucht, eine gewisse Popularität vom Eiskunstlaufen hinüber zu retten. Ich spiele seit 30 Jahren Theater, ich habe 1964 zum ersten Mal auf der Bühne gestanden. Ich fühle mich sehr wohl in diesem Show-Geschäft und ich spüre, dass die Leute mich immer noch mögen!"

Auch wenn das Publikum ihm und seiner Marika eines nie verziehen hatten: dass sie nur auf dem Eis ein Paar waren - und nicht im Leben.

Autorin: Catrin Möderler
   
Audio
Zitat des Tages
    
Zitat des Tages
Nichts ist im Leben ernst zu nehmen, weil nichts es wirklich verdient.
  > Valeska Gert
> RSS Feed
  > Hilfe
Mit welchem Stück von Brecht eröffnete das Berliner Ensemble?
  "Mutter Courage und ihre Kinder"
  "Das Leben des Galilei"
  "Die Dreigroschenoper"