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1.2.1958: Vereinigte Arabische Republik |
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Die Arabische Welt war bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhundert mehr ein geografischer und kultureller und weitaus weniger ein politischer Begriff. Zwar war es den Arabern gelungen, bis nach Spanien vorzudringen, die politische Einheit war jedoch nur von kurzer Dauer, und sie wurde bald abgelöst von der Oberherrschaft des Ottomanischen Reiches, die bis zu dessen Zusammenbruch im Ersten Weltkrieg andauerte.
Europäische Machtinteressen
Träume von einem arabischen Großreich gab es zwar, sie fielen nach dem Ende der türkischen Herrschaft aber zunächst europäischen Machtinteressen zum Opfer. In Ägypten hatte Großbritannien schon 1882 die Oberherrschaft übernommen, und es gab das Land 1922 in eine bedingte Unabhängigkeit frei.
Andere Regionen - besonders Syrien und der Libanon - kamen unter französischen Einfluss, und Palästina wurde unter britische Mandatsverwaltung gestellt. Und die Europäer sorgten dafür - mit mehr oder weniger Geschick - dass hier neue Quasi-Nationalstaaten entstanden, die unter ihrem Einfluss bleiben sollten.
In Palästina missglückte dieses Konzept gründlich. Die Briten zogen sich zurück, und ein Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis dauert noch immer an. In anderen Teilen des Nahen Ostens aber wurden schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg - mit der Unabhängigkeit der neuen arabischen Staaten - Forderungen nach panarabischer Einheit laut. Oft beflügelt von der Hoffnung, dass solche vereinte Größe und Stärke die Araber von der Schmach befreien könnte, als die sie ihre Niederlage gegenüber Israel empfanden.
Gründung der "Vereinigten Arabischen Republik"
Wichtiger Protagonist der arabischen Einheitsbewegung wurde der junge ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser, der mit seinem Putsch gegen König Faruk gleichsam einen Schlussstrich gezogen hatte unter den Teil der arabischen Geschichte, die unter ausländischer Abhängigkeit gestanden hatte.
Als einziger westlicher Korrespondent ist Peter Fuchs am 1. Februar 1958 mit dabei, als der erste Anlauf gemacht wird zur Verwirklichung des arabischen Traumes, der Gründung der "Vereinigten Arabischen Republik": "Ich befinde mich auf einem kleinen Balkon des ägyptischen Staatspräsidiums, vom dem aus Gamal Abdel Nasser und Syriens Präsident Shukry Al Kuwatly in wenigen Minuten die Gründung eines neuen Staates proklamieren werden. Hier in diesem kleinen Palast, der früher einer ägyptischen Prinzessin gehörte, befinden sich die Arbeitsräume Oberst Nassers. Von seinem Schreibtisch aus blickt der ägyptische Staatschef übrigens direkt auf das Parlamentsgebäude, das sich geradewegs gegenüber auf der anderen Straßenseite befindet. Draußen in den Straßen der Stadt Kairo herrscht eine festliche Atmosphäre."
Die Massen in den Strassen der ägyptischen Hauptstadt feiern den vermeintlichen Abschied von ausländischer Einflussnahme und den Weg in eine Neutralität gegenüber den beiden Supermächten und ihren Blöcken.
Experiment: Arabische Einheit
In einem Staat mit einer Flagge, einer Hymne und einem Präsidenten will die "Vereinigte Arabische Republik" den Anfang machen zur größeren Arabischen Einheit und zur Verwirklichung eines alten Traumes.
Keine sechs Wochen später schließt sich der Jemen an, und es entstehen die "Vereinigten Arabischen Staaten". Aber der Jemen behält bereits seine Eigenstaatlichkeit bei, auch seine Mitgliedschaft in der UNO. Ende 1961 erklärt Präsident Nasser das Experiment für beendet, und es dauert nicht lange, bis es auch zwischen Ägypten und Syrien zu Unzufriedenheit und Störungen kommt.
In Syrien ist man vor allem darüber verärgert, dass man von Ägypten wie eine unbedeutende Provinz vereinnahmt wird. Noch vor Ablauf des Jahres 1961 putschen in Syrien Offiziere und erklären Syrien zur unabhängigen Republik.
Ägypten behält den Namen "Vereinigte Arabische Republik" formell noch zehn Jahre lang bei, bis es sich 1972 zur "Arabischen Republik" umbenennt. Erfolglose Versuche in Richtung auf eine arabischen Einheit gab es dann zwar gelegentlich noch von Seiten des libyschen Staatschefs Muammar Gaddafi, doch die arabische Welt geht ihren Weg weiter in der Form sich weiter festigender Einzelstaaten.
Autor: Peter Philipp |
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