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13.2.1804: Erste Lokomotive auf der Schiene
Bergbau ist das Herz der europäischen Wirtschaft, zumindest Anfang des 19. Jahrhunderts. Kohle heizt die Häuser der rasant wachsenden Großstädte. Und die neue Erfindung, das Geheimnis der kommenden Industrialisierung: Die Dampfmaschine. Immer schneller muss die Kohle aus den Tiefen der Erde gefördert werden, Tragekörbe reichen nicht mehr. Wagen müssen her.

Eine einfache Konstruktion erleichtert ihre Fortbewegung. Das Prinzip "Schiene" ist sehr alt und kommt aus dem Bergbau. Zunächst experimentiert man mit Holzbohlen, um Kohlenwagen unter Tage sicher ziehen zu können, ohne dass die links und rechts abdrifteten und an die Wände fuhren. Diese Holzbohlen werden auch im Freien verwendet, bevor man zu gusseiserne Schienen übergegangen ist.

Die Schienenwege vernetzen bald auch Übertage die großen Kohlereviere. Die voll beladenen Kohlenwagen werden von Pferden über die Schienen gezogen. Doch der gierige Moloch Industrielle Revolution frisst Rohstoffe im Rekordtempo. Auch diese Transportmethode ist bald zu langsam.

Ein mechanisches Pferd

Dem walisischen Konstrukteur Richard Trevithick kommt eine Idee: ein mechanisches Pferd. Ein "Dampfross", basierend auf der genialen Erfindung des James Watt, der Hochleistungs-Dampfmaschine.

Trevithicks Konstruktion sieht aus wie eine liegende Regentonne mit Schornstein und Rädern. Niemand traut dem merkwürdigen Maschinchen einen Nutzwert zu. Ein Hüttenwerksbesitzer fordert Trevithick heraus. Er soll seine Erfindung auf seiner 15 Kilometer langen Werksstrecke vorführen. Am 13. Februar 1804 ist der große Tag.

Die Anfangseuphorie legt sich schnell. Das mechanische Dampfross hat Kinderkrankheiten: Es war viel zu schwer und die gusseisernen Schienen brachen sehr oft. Erst durch Verbesserungen durch den englischen Konstrukteur George Stephenson reift die Technik der Dampflokomotiven aus. Mit seiner "Rocket" gewinnt Stephenson souverän ein Rennen gegen Lokomotiven anderer Bauart. Ab jetzt sind seine Lokomotiven Standard.

Die Dampflokomotive

Auch die erste Lokomotive, die in Deutschland einen Personenzug ziehen wird, stammt von Stephenson. Sie heißt "Adler" und verkehrt ab dem Jahr 1835 auf der Strecke Nürnberg-Fürth. Die bayerischen Behörden ahnen Böses, wie aus einem Gutachten des Obermedizinal-Kollegiums hervorgeht: "Die schnelle Bewegung muss bei den Reisenden unfehlbar eine Gehirnkrankheit, eine besondere Art des Delirium furiosum, erzeugen. Wollen aber dennoch Reisende dieser grässlichen Gefahr trotzen, so muss der Staat wenigstens die Zuschauer schützen, denn sonst verfallen diese beim Anblicke des schnell dahinfahrenden Dampfwagens genau derselben Gehirnkrankheit. Es ist daher notwendig, die Bahnstrecke auf beiden Seiten mit einem hohen, dichten Bretterzaun einzufassen."

Aber Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Schon im Jahr 1860 umfassen allein die deutschen Eisenbahnstrecken knapp 12.000 Kilometer. Anno 1902 ist die erste elektrifizierte Bahnstrecke einsatzbereit. Im Jahr 1909 wird die erste Lokomotive mit Dieselmotor in Betrieb genommen.

Trotz allen technischen Fortschritts kann sich das gute alte Dampfross noch lange behaupten. Erst im Jahr 1977 wird in Deutschland auch die letzte Dampflokomotive aus dem fahrplanmäßigen Schienenverkehr entfernt. Trotzdem wird für wahre Eisenbahnliebhaber die schönste Lokomotive immer eine Dampflokomotive sein.


Autorin: Catrin Möderler
   
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