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9.3.1957: Eisenhower-Doktrin |
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"Der Nahe Osten hat abrupt eine neue und kritische Phase seiner langen und bedeutsamen Geschichte erreicht. In den zurückliegenden Jahrzehnten waren viele Staaten der Region nicht völlig selbständig. Andere Nationen haben beträchtliche Autorität in der Region ausgeübt und die Sicherheit der Gegend hing von ihrer Macht ab. Aber seit dem Ersten Weltkrieg hat es eine stetige Bewegung zu Selbstverwaltung und Unabhängigkeit gegeben. Die USA haben diese Entwicklung begrüßt und ermutigt. Unser Land unterstützt ohne jede Einschränkung die volle Souveränität und Unabhängigkeit jedes einzelnen Staates des Nahen Osten", sagte US-Präsident Dwight D. Eisenhower am 5. Januar 1957 in seiner "State of the Union" Rede vor dem Kongress.
Der Weg der nahöstlichen Staaten in die Unabhängigkeit sei weitgehend friedlich verlaufen. In letzter Zeit gebe es aber Grund zur Sorge, weil die alten Kolonialmächte sich wieder eingemischt haben - Eisenhower meint den Suez-Kanal-Krieg von Briten und Franzosen - und weil Israel in einen größeren Krieg verwickelt gewesen sei, den Sinai-Feldzug und die Beteiligung am Suez-Kanal-Krieg. Was Eisenhower aber am meisten beunruhigt: Die Feindseligkeiten seien vom "Internationalen Kommunismus" verschärft, manchmal auch manipuliert worden.
Die Sowjetunion - so der US-amerikanische Präsident - verfolge im Nahen Osten dieselbe Machtpolitik wie frühere russische Regierungen. Man betrachte die Region als sein natürliches Einflussgebiet, und man kaschiere dies mit dem Vorwand, dass die USA aus der Region heraus feindselige Handlungen gegen die Sowjetunion planten. Die Sowjetunion habe auch nicht das Geringste von den USA im Nahen Osten oder anderen Regionen der Welt zu befürchten, solange sie nicht zuerst angreife.
Um dem wachsenden sowjetischen Einfluss in der Region zu begegnen, schlägt Eisenhower dem Kongress eine Resolution vor, die eine Warnung an alle die Kräfte sein soll, die im Namen des Kommunismus unabhängige Staaten der Region gefährden: "Zunächst einmal soll sie den Vereinigten Staaten das Recht geben, jeder Nation oder Staatengruppe im Nahen Osten wirtschaftlich zu helfen, um die nationale Unabhängigkeit zu erhalten. Zum zweiten soll die Regierung militärische Hilfs- und Kooperationsprogramme mit allen Staaten der Region durchführen, die dies wünschen. Und drittens würde dies erlauben, US-Truppen zu Absicherung und Schutz von Staaten einzusetzen, die solche Hilfe erbitten."
Am 9. März 1957 nimmt der Kongress den Beschluss an, der fortan als "Eisenhower Doktrin" bekannt wird. Im Prinzip ist die Eisenhower Doktrin die Neuauflage der zehn Jahre zuvor für Griechenland und die Türkei verkündete Truman-Doktrin. Und sie ist natürlich Teil des weltpolitischen Konzeptes, das Washington gegenüber Moskau - auch im Nahen Osten - verfolgt: Nachdem im Westen die NATO und im Osten die SEATO gegründet sind, soll im Nahen Osten der 1955 geschlossene Bagdad-Pakt eine Front gegen die Sowjetunion darstellen.
Syrien und Ägypten geraten unter dem Einfluss des Nahostkrieges von 1956 unter wachsenden sowjetischen Einfluss und werden die Hauptabnehmer sowjetischer Waffen. Nachdem dann auch noch 1958 die irakische Monarchie von Offizieren gestürzt wird und im Libanon der konservative Präsident Kamil Chamoun vor einer sozialistischen Umsturzgefahr auch in seinem Land warnt, greifen die USA zum ersten Mal direkt ein: 1958 landen US-Marines in Beirut und stellen sicher, dass Chamoun politisch überlebt. Drei Monate lang halten die US-amerikanischen Truppen sich im Libanon auf, dann werden sie wieder abgezogen.
Der US-amerikanische Einsatz im Libanon löst eine Kontroverse aus, denn die Eisenhower Doktrin soll eigentlich nur bei äußerer Gefährdung eines Staates angewandt werden und nicht im Fall von inneren Gefahren. So schwer eine solche Differenzierung auch durchzuhalten ist, im Hintergrund steht aber natürlich auch mehr als nur das Interesse an innerer Stabilität der Staaten der Region: Es geht auch um den Zugang zu den Ressourcen des Nahen Osten, von denen die westliche Wirtschaft abhängig ist: das Öl.
Ein Militäreinsatz wie der 1958 im Libanon soll sich nicht wiederholen. Aber Washington setzt alles daran, die Staaten mit politischer und wirtschaftlicher Unterstützung der Region für sich zu gewinnen. Und dieses Konzept ist langfristig erfolgreicher als die eher plumpe Eisenpower-Doktrin: Jordanien, das nach dem Umsturz im Irak ebenso gefährdet ist, wird stabilisiert, Ägypten wendet sich von Moskau ab und stimmt Jahre später sogar einem Frieden mit Israel zu und die Staaten am Golf liieren sich sämtlich mit Washington.
Wegen der vorbehaltlosen Unterstützung Washingtons für Israel werden diese US-amerikanischen Erfolge von den arabischen Massen jedoch bis heute mit skeptischer Ablehnung und als Ausdruck amerikanischer Hegemonie-Bestrebungen betrachtet. Eine konsequente Anwendung der Eisenhower Doktrin hätte diese Aversion nur noch größer werden lassen.
Autor: Peter Philipp
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