 |
 |
 |
 |
 |
|
16.3.1925: FKK im Film |
|
 |
 |
|
 |
Es fällt inzwischen schwer, einen Film wie "Wege zu Kraft und Schönheit" nicht mit der Ästhetik der nationalsozialistischen Propagandamaschinerie in Zusammenhang zu bringen. Schließlich ist der im Film vorexerzierte Körperkult nicht weit entfernt vom idealistisch-abstrakten Kunstideal der Nationalsozialisten. Doch der Kulturfilm "Wege zu Kraft und Schönheit" entstand fast zehn Jahre vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten.
Seine Wurzeln gehen bis ins Jahr 1920 zurück. Es war der kommunistische Arzt und Dramatiker Friedrich Wolf, der den Anstoß zu dem Projekt gab. Nach dem Zweiten Weltkrieg erinnerte er sich: "1920 wollte ich für die Gymnastikkurse in den Schulen einen Lehrfilm drehen. Ich schrieb ein Exposé, in dem ich die Entwicklung der Gymnastik aus der antiken Körperkultur bis zur modernen Heilgymnastik, dem neuen Sport und Tanz zu zeigen versuchte. Ich ging mit meinem Exposé zum "Zentralen Institut für Erziehung und Unterricht". Der Ressortchef ließ mich wissen, dass für solche Ausgeburten einer überreizten Phantasie keine Mittel zur Verfügung ständen. - Die Kulturfilmabteilung der Ufa meinte, dass abendfüllende Kulturfilme ein Unding seien, eine aufgelegte Pleite. Dennoch kaufte die Ufa die Idee."
Bis zur Realisierung des Projektes sollten noch ein paar Jahre vergehen. In den letzten Monaten des Ersten Weltkrieges begann man in Deutschland mit der Produktion von Kulturfilmen. Die bei der Ufa hergestellten pseudodokumentarischen Streifen beschäftigten sich zunächst mit den Folgen des Krieges. Später kamen Lehrfilme über Krankheiten sowie Tier-, Sport- und Naturfilme hinzu.
Nackte Gymnastik im Kulturfilm
Die zunächst nur im Beiprogramm der Kinos gezeigten Kulturfilme schafften 1924 den Sprung ins Hauptprogramm. "Wege zu Kraft und Schönheit" war einer der ersten abendfüllenden Kulturfilme, der zudem an der Kasse überaus erfolgreich war. Der Film bot eine Mischung aus gymnastischen Übungen, sportlichen Programmen und der Nachstellung historischer Szenen römischen Ursprungs. Die Uraufführung am 16. März 1925 im Berliner Zoo-Palast wurde allseits bejubelt. Die Presse war begeistert.
Der Berliner Lokal-Anzeiger lobte damals: "Der Kameramann hat darauf Rücksicht genommen, dass durch die Art der Stellungen und Bewegungen und durch die Beleuchtung alles vermieden wird, was eine ungesunde - dieses Wort sei betont - Sinnlichkeit hervorrufen könnte. Die höhere Anschauung der menschlichen Nacktheit triumphiert siegreich über das Übel der dunkleren Triebe im Sinnenvorgang."
Allein Willy Haas merkte in der Filmzeitschrift Film-Kurier kritisch an: "Ein öffentliches Ärgernis kann zwar unter normalen Menschen keinesfalls eintreten, könnte aber von beamteten alten Jungfern beiderlei Geschlechts mit Hilfe von befreundeten Ministerialräten künstlich arrangiert werden."
Interesse an Nacktheit
Ob die Massen den Film nur aufgrund der ästhetisch zur Schau gestellten Körper geschätzt haben, kann bezweifelt werden. Schließlich waren nackte Körper bis dato nicht auf der Leinwand zu sehen gewesen.
Noch in den 1950er-Jahren hatte der Film Schwierigkeiten mit der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft. Es sollte noch Jahre dauern, bis nackte Körper auf der Leinwand keinen Anstoß mehr erregten.
Autor: Jochen Kürten |
 |
|
 |
|
|
|
 |
|
 |
|
|
|
 |
|
|
 |
|