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18.3.1848: Barrikadenkämpfe in Berlin |
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Berlin, 14. März 1848. Die Unruhen nehmen nun auch hier bedrohliche Ausmaße an. Die Kavallerie geht erstmals gegen demonstrierende Bürger vor. Die wiederum errichten in Windeseile Hunderte von Barrikaden zu ihrer Verteidigung.
18. März. Vor dem Schlossplatz versammelt sich eine riesige Menschenmenge. Bürger, Arbeiter und Studenten sind gekommen, um dabei zu sein, wenn der König die Aufhebung der Zensur und die Einberufung des preußischen Parlaments verkündet. Die Demonstranten fühlen sich bedroht von den vor dem Schloss massierten Truppen, fordern lautstark ihren Abzug.
Schüsse. Die ersten Toten liegen auf dem Pflaster. Niemand weiß, woher die Schüsse kommen, wer sie abgefeuert hat. Schlagartig schlägt die Stimmung um. Die Menge flüchtet hinter die Barrikaden. Zwar sind die Aufständischen - nach zeitgenössischen Schätzungen etwa 4000 - den 14.000 Soldaten weit unterlegen, sie machen diesen Mangel jedoch durch entschlossene Verbissenheit wett.
Die Auseinandersetzungen fordern in Berlin 270 Todesopfer. Mehr als die Hälfte von ihnen sind, wie die offizielle Toten-Liste ausweist, Handwerksgesellen. Sie, die durch die erste Welle der Industrialisierung entwurzelt worden sind, bilden in der preußischen Hauptstadt das Rückgrat der Barrikadenkämpfer. So ist es am Ende kein Zufall, dass sie auch die Mehrzahl der Märzgefallenen in Berlin stellen.
"Am 19. März um 6 Uhr nachmittags. In diesem Augenblick ist alles still, aber eine erhabene, schauerliche Demonstration ist vom Volk dem König gemacht worden. Ich will Dir alles der Reihe nach erzählen. Heute Morgen gingen wir in die Stadt. Unter den Linden begegneten wir einem Leichenzug von der imposantesten Art. Ein großer offener Möbelwagen mit 17 Leichen, dahinter weitere neun Leichen mit offenen Wunden, von je vier Leuten getragen und mit Blumen geziert. Eine ungeheure Masse von Volk folgte. Alle gingen barhäuptig. Die Menschen in den Häusern schauten aus den Fenstern hinab auf den Zug. Viele weinten. Der Zug bewegte sich zum Schloss. Da ereignete es sich, dass ein Vater seinen Sohn suchte. Schließlich fand er ihn auf dem Möbelwagen unter den Toten. Das Volk schrie, der König solle herauskommen und die Leichen ansehen. Die Menge hörte nicht auf zu schreien, bis der König herauskam."
Soweit der Augenzeugenbericht der Schriftstellerin Bettina von Arnim. Sie schildert, wie die Aufständischen den König zwingen, sich vor den im Hof seiner Berliner Residenz Gefallenen zu verneigen. Für die königstreuen Kräfte in Preußen der absolute Tiefpunkt der monarchischen Autorität. Um aus dieser Situation, in der er nur noch reagieren kann, herauszukommen, beschließt der König Friedrich Wilhelm IV., aktiv zu werden, sich an die Spitze der Revolution zu stellen.
Zwei Tage nach den blutigen Barrikadenkämpfen reitet er, angetan mit einer Schärpe in Schwarz-Rot-Gold, den Farben der nationalliberalen Bewegung, durch die Straßen von Berlin. Noch am Abend verkündet er, dass er sich für die Einberufung einer gesamtdeutschen verfassungsgebenden Nationalversammlung stark machen werde.
Frankfurt, 18. Mai 1848. In der Paulskirche tritt das erste gesamtdeutsche Parlament aus über 580 Vertretern der deutschen Länder zusammen. Eine erlauchte Versammlung, denn Akademiker überwiegen. Nur vier Abgeordnete kommen aus dem Handwerk, Arbeiter sind überhaupt nicht vertreten. Dieser Umstand trägt der Paulskirche den Beinamen "Professoren-Parlament" ein.
Kleindeutsch oder großdeutsch, Republik oder Monarchie? Zehn Monate debattiert das Paulskirchen-Parlament. Doch während die Debatten andauern, erholen sich die Regenten der einzelnen Teilstaaten. Und es zeigt sich, dass weder das Paulskirchenparlament noch die provisorische Regierung reale Macht in Händen halten, denn deren Beschlüsse werden schlichtweg ignoriert.
Autor: Norbert Ahrens
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