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3.5.1960: EFTA gegründet
Es ist still geworden um die Europäische Freihandelszone, auch bekannt unter ihrer englischen Abkürzung EFTA. Am heutigen Geburtstag wird nicht gefeiert, und große Aufmerksamkeit wird ihr schon lange nicht mehr zuteil. Die EFTA fristet ein eher bedeutungsloses Dasein im Schatten der großen Schwester EU. Nur noch vier Staaten gehören der kleinen Wirtschaftsgemeinschaft an: die Schweiz und Liechtenstein -traditionell ohnehin in einer Zollunion verbunden- weiterhin Norwegen und das ferne Island.

1960 waren es sieben Staaten, die sich in der EFTA zusammenschlossen: Schweden, Dänemark, Österreich, Portugal, Großbritannien, die Schweiz und Norwegen. Prof. Wolfgang Veit, Volkswirt an der Fachhochschule Köln, erinnert an die Gründungszeit:

"(...), dass in der historischen Rückschau die EFTA eine Rolle gespielt hat als ein machtpolitisches Instrument auf der handelspolitischen Ebene. Denn Staaten, die einzeln in die Handelspolitik eingreifen möchten, haben keine ausreichende Durchsetzungsfähigkeit. Insofern war die EFTA als Gegenentwurf zur EWG zu verstehen, die ein eigenes Forum bilden wollte, um ihren Mitgliedern eine bedeutendere Rolle in den handelspolitischen Diskussionen in den 60er und 70er Jahren zur verleihen."

Doch der zweite west-europäische Wirtschaftsraum kann seine Bedeutung im europäischen Integrations-Prozess nicht dauerhaft sichern. Als Zusammenschluss meist neutraler Staaten strebt die EFTA keine über die wirtschaftlichen Beziehungen hinausgehende politische Integration an. Von Anfang an ein grundlegender Unterschied zur Europäischen Union. Hauptzielsetzung der EFTA ist die Förderung des Welthandels und die Entwicklung eines ganz Europa umfassendenden Marktes. Handelsbarrieren sollen abgeschafft werden.

Im Gegensatz zur EU aber sind die Handelsverflechtungen zwischen den EFTA-Staaten von Anfang an gering. Und dieser eher lockere Verbund macht es den einzelnen Ländern recht leicht, in die EU zu wechseln und führt zu einer hohen Fluktuation. Die meisten EFTA-Länder wechseln das Lager.

Als sich in den 1980er Jahren der gesamte europäische Integrationsprozess beschleunigt, gibt die EU längst das Tempo an. Europa bereitet den großen Binnenmarkt vor. Der EFTA bleibt nichts anderes übrig, als sich darauf einzustellen. Hans-Jochen Vogel, am Rande einer EU-EFTA-Konferenz 1988 in Berlin, über die europäische Entwicklung:

"Es ist natürlich so, dass die Dynamik des Prozesses von der EG ausgeht, und darauf haben sich die EFTA-Länder auch durchaus eingestellt. Manche haben ja schon damit begonnen, ihr eigenen Gesetzesvorschriften und ihre Normen der EG anzupassen."

Die Tändelei der EFTA mit der Europäischen Union ist zu dieser Zeit bereits in Abhängigkeit umgeschlagen. Die vertraglich abgeschlossenen Regelungen verwischen die ökonomischen Differenzen zwischen EFTA und EU. Gesetze und Normen sind angeglichen. Und auch der entscheidende Unterschied, dass EFTA-Staaten ihre politische Souveränität wahren, schlägt mittlerweile eher negativ zu Buche, angesichts der hohen Akzeptanz und des Mitspracherechts der EU auf weltwirtschaftlicher und politischer Ebene.

Prof. Wolfgang Veit über die Bedeutung der EFTA 2001 im Vergleich zur Europäischen Union: "Der Vorteil der EU gegenüber der EFTA für ihre eigenen Mitgliedsstaaten besteht eben darin, dass es eine Handelsgruppe ist, die einen großen Anteil am Weltmarkt hat, d.h. was die EU sagt, ist für die anderen Welthandelsmächte wichtig. Was die EFTA sagt, ist nicht wichtig. Das bedeutet auch, dass man als Mitglied der EU seine Ziele leichter durchsetzen kann, als Mitglied der EFTA fällt das schwer."

Autorin: Barbara Fischer
   
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