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16.6.1977: Wernher von Braun gestorben
"Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit" - Worte des US-amerikanischen Astronauten Neil Armstrong, der als erster Mensch im Juli 1969 den Mond betrat. Für diesen Prestigeerfolg der USA im Wettlauf mit der Sowjetunion um die erste bemannte Mondlandung war eine der Schlüsselfiguren Wernher von Braun.

Seit 1960 Leiter des Marshall-Raumfahrtzentrums der NASA in Huntsville, war er dort verantwortlich für die Entwicklung jener dreistufigen Saturn-V-Rakete, die das 41 Tonnen schwere Raumschiff Apollo 11 auf den Weg zum Mond gebracht hatte. Sein Organisationsstil war geprägt durch moderne Teamarbeit. Deren Bedeutung hatte von Braun schon im Februar 1958 für den erfolgreichen Abschuss des "Explorers" hervorgehoben, mit dem der Schock des ersten russischen Sputnik-Satelliten überwunden werden sollte.

Wernher von Braun sagte 1958: "Darunter verstehe ich, dass heutzutage Erfindungen nicht mehr von einzelnen Menschen gemacht werden, sondern das Produkt einer Gemeinschaftsleistung sind. An diesem Versuch sind insgesamt mehrere tausend Menschen sehr aktiv beteiligt gewesen und zwar in einem Grade, dass das Versagen eines jeden einzelnen von diesen die Ergebnisse aufs Spiel gesetzt hätte. Das meine ich mit Teamarbeit."

Eine Vision

Geprägt vom rechtskonservativen Milieu seiner aristokratischen Familie, hatte sich der 1912 in Wirsitz geborene Wernher von Braun schon in seiner Jugend von dem Raumfahrtfieber im Deutschland der 1920er-Jahre anstecken lassen.

1925 stieß er auf ein Buch des Raketenpioniers Hermann Oberth, das erstmals konkrete Wege aufzeigte zu einer bemannten Raumfahrt. Um diese Vision technisch zu verwirklichen, war von Braun, für den Wissenschaft zeitlebens "an sich keine moralischen Dimensionen" besaß, in der Folgezeit auch zu weitgehenden Konzessionen an die politischen Machthaber bereit.

So ermöglichte ihm die Mitarbeit an der geheimen Raketenforschung der Reichswehr Studien für seine hoch gelobte, aber geheimgehaltene Dissertation aus dem Jahre 1934 über die physikalisch-technischen Grundlagen von Flüssigbrennstoff-Raketen.

Auf dem Weg zum Mond

Später wurde er technischer Direktor der militärischen Raketenversuchsanstalt Peenemünde, unter dessen Leitung die V-2-Rakete nach ihrem ersten erfolgreichen Probestart 1942 bis zum Einsatz als Terrorwaffe 1944 entwickelt wurde. Von Braun wusste dabei zweifellos vom unmenschlichen Einsatz tausender KZ-Häftlinge bei der Serienproduktion der V-2, ohne dagegen Widerspruch zu erheben.

Trotzdem blieb nach Kriegsende eine strafrechtlich-moralische Bewertung der Verstrickung von Brauns in das NS-Regime aus, nachdem man ihn mit 130 Peenemünder Mitarbeitern in die USA gebracht hatte. Zu groß war im Zuge des sich anbahnenden Kalten Krieges das militärische Interesse, mit ihrem Wissensvorsprung die Raketentechnik unter Kontrolle zu bekommen.

Schließlich beauftragte US-Präsident Kennedy 1961 von Braun mit dem Apollo-Programm zur Mondlandung - nicht zuletzt auch wegen seiner organisatorischen Erfahrung, handelte es sich doch um ein Mammutunternehmen, an dem zeitweilig 20.000 Zulieferfirmen, hunderte von Behörden und Institutionen sowie mehr als 400.000 Menschen aus Forschung und Industrie beteiligt waren.

Quantensprung

Als mit dem Erfolg des Saturn-Apollo-Programms die machtpolitische Begründung der Raumfahrt zunehmend zurücktrat, musste auch von Braun immer häufiger die Projektkosten von 24 Milliarden US-Dollar durch dessen ökonomischen Nutzen rechtfertigen:

Wernher von Braun sagte darüber 1972: "Der bleibende Wert von Apollo für die Menschheit ist nicht nur, dass Menschen wirklich auf den Mond gelandet sind. Ebenso nachhaltend wertvoll ist die Tatsache, dass durch Apollo die Naturwissenschaft und die Technik auf all den vielen beteiligten Gebieten einen Quantensprung nach oben gemacht haben, von dem jetzt die ganze Erde großen Nutzen gewinnt. Apollo ist somit nicht eine wahnwitzige Verschwendung von Steuergeldern gewesen, sondern meiner festen Auffassung nach eine der vernünftigsten, klügsten und weitsichtigsten Investitionen, die je ein Land gemacht hat."

Rückblickend blieben jedoch die indirekten Ausstrahlungseffekte auf Technologie und Wirtschaft, der sogenannte Spin-Off-Effekt, insbesondere der bemannten Weltraumfahrt weit hinter den hochgesteckten Erwartungen zurück.

Abschied

Seit 1965 bereits wurde deren Etat stetig reduziert, und schon bald blieb auch die politische Unterstützung für von Brauns Zukunftspläne von Weltraumstation und Marsmission aus. Verbittert reichte er deshalb 1972 seinen Abschied bei der Weltraumbehörde NASA in Washington ein, wo er zwei Jahre zuvor Planungsdirektor geworden war, um erstmals in die Privatwirtschaft zu wechseln.

Noch 1975 gründete er das Nationale Raumfahrtzentrum - gezeichnet bereits von einem schweren Krebsleiden, dem er am 16. Juni 1977 erlag.


Autor: Matthias Schmitz
   
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