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8.7.1497: Vasco da Gama fährt nach Indien
Logbuch der Sao Gabriel, 8. Januar 1499. Seit genau drei Monaten sind wir auf der Rückreise von Indien. Vielleicht ist dies mein letzter Eintrag, denn der Sturm, durch den wir fahren, dauert bereits fünf Tage. Wie Ungeheuer schlagen die Wellen an unsere zwei Schiffe, überrollen sie, zerren am Holz und haben bereits drei unserer Matrosen verschlungen, von Bord gespült.

Die ganze Mannschaft betet. Das Ende scheint nah zu sein und vielleicht wird nie jemand erfahren, was wir gesehen haben. Doch ich will es heute noch einmal alles in diesem Logbuch festhalten. Vielleicht überleben wir, vielleicht sterben wir, vielleicht finden meine Zeilen einen Leser.

Am 8. Juli im Jahre des Herren 1497 brachen wir auf, von Lissabon einen Seeweg nach Indien zu finden. Nein, nicht auf den Spuren des Columbus, sondern auf eigenen. Vier Schiffe und Mannschaften voller Hoffnung, voller Spannung, ja, vielleicht auch voller Angst vor dem Neuen.

Mein Bruder, Paulo da Gama war Kapitän der Sao Raffael, der gute Goncalo Alvares hatte das Kommando über dieses Schiff. Das Abenteuer begann kurz nach der Umrundung des Kaps der Guten Hoffnung, weiter war noch kein portugiesischer Seemann gesegelt. Fremde Häfen boten uns Rast: Mombasa, Mozambique und Quilmana.

Mal freundlich, mal feindlich reagierten die Einheimischen auf uns. Überall aber waren die ungläubigen Moslems und warteten schon auf uns. Sie kämpften gegen uns, wollen und dulden keine Händler neben sich. Es gab schwierige Kämpfe mit ihnen. Einzig der Herrscher von Malindi empfing uns freundlich, wollte unsere Hilfe gegen die Nachbarn in Mombasa.

Und dann endlich der 20. Mai des vergangenen Jahres, 1498. Ich erinnere mich noch genau: Ankunft im Hafen von Calicut. Was für ein Paradies, und was für ein Empfang. Doch wie kurz nur verweilte das Glück.

Spiegel, Glasperlen und Wolle - nichts konnte den Hindu-König begeistern. Er spottete über unsere billigen Gaben und fast wären wir nie in den Besitz von Pfeffer, Samt und Seide gekommen. Er drohte uns, forderte Steuern und unseren ganzen Bordbestand an waren im Ausgleich für seine Güter. Mit Glück gelang uns ein Entkommen aus dem Hafen, wir mussten sogar fünf Hindus entführen, um freies Geleit zu bekommen.

Doch jetzt haben wir dafür die Zusicherung, sollten wir jemals wieder nach Calicut kommen, wenn wir diese Heimfahrt überleben, Gewürze und Diamanten im Austausch für Perlen, Silber und Gold zu erhalten. Oh Gott, lass uns dieses Unwetter, diesen barbarischen Sturm und Skorbut überleben!

Und nun sind wir auf dem Rückweg. Wir sind gut beladen, doch die Opfer waren hoch. Die komplette Mannschaft der Sao Rafael wurde vom Skorbut hingerafft. Wir haben das Schiff verbrennen müssen. Werden wir es überhaupt schaffen, noch einmal nach Portugal, in mein geliebtes Portugal, zu kommen? Vielleicht? Wenn nicht, wird ein andere mutiger Seefahrer meines Volkes, erneut auf Reise gehen müssen, denn Portugal braucht die Seeverbindung nach Indien.

Vielleicht sterbe ich auf dieser Reise, vielleicht aber werde ich schon bald wieder in Lissabon sein. Meine Berechungen zeigen, dass wir noch viele Monate vor uns haben werden, sollten wir nicht alle sinken und untergehen.

Wenn wir denn in Lissabon ankommen sollten, dann weiß ich, werden wir Helden sein. Wir werden gefeiert werden, ich werde von König Manuel geehrt werden. Ein Traum ist Wirklichkeit geworden! Portugal hat den Seeweg nach Indien entdeckt. Bald werden wir mit allen Nationen Handel betreiben, werden die Länder zu unseren Kolonien machen und reicher werden als Spanien, als England oder Frankreich. Und es wird heißen, es begann am 8. Juli 1497. Die Entdeckungsfahrt des Vasco da Gama.

Autor: Jens Teschke
   
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